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Nieder mit dem US-Video-Pool-betr.: "Clausewitz im 'Wüstensturm'" (Interview mit Paul Virilio), taz vom 21.1.91

betr.: „Clausewitz im ,Wüstensturm‘“ (Interview mit Paul Virilio), taz vom 21.1.91

Wie/Mit Paul Virilio im Pariser Feinschmeckertempel „La Coupole“ zu sitzen, fernzusehen und die scheußlichen „falschen“ Bilder (gibt es „richtige“?) zu klugen Gedanken zu verdauen, ist gut; noch besser ist es, diese Gedanken dann via taz, Fax oder wie auch immer, in Umlauf zu bringen beziehungsweise bringen zu können — nur scheint mir der einfachste Gedanke dabei verlorengegangen — oder gar nicht gedacht worden? — zu sein: daß nämlich einerseits die faktische „Macht der Bilder“ unmöglich durch andere, „richtigere“ Bilder gebrochen werden kann, andererseits (das heißt auf der Seite derer, die vor den Bildern stehen, sitzen oder [er]liegen) das subversivste, billigste und wenn man so will demokratischste Mittel gegen die Bilder, die die Macht aussendet, darin besteht, diese Bilder gar nicht anzuschauen, das heißt zuallererst einmal den Fernseher überhaupt nicht anzustellen: wenn man hierzu „die Massen“ bewegen könnte (ein Ziel, das zumindest nicht utopischer ist, als die Vorstellung von beziehungsweise Forderung nach allseitiger totaler Abrüstung — in diesem Fall müßten schließlich „nur“ die Fernsehgeräte „abgerüstet“ werden!), wäre mit einem „Schlag“ — in sozusagen „Lichtgeschwindigkeit“ — dieser zu Recht von Paul Virilio so gekennzeichnete schlimmste Feind aller Menschen im wahrsten Sinne des Wortes „ausgeschaltet“! (Nur wer nicht fernsieht, hat ja auch überhaupt Zeit und Aufnahmefähigkeit, um Texte wie die von Paul Virilio zur Kenntnis zu nehmen, dem dieser Zusammenhang aber offensichtlich auch selbst bewußt sein muß, andernfalls würde er doch Videos produzieren statt (intelligente) Texte zu verfassen!?) — „Nieder mit dem US- Video-Pool!“ Peter Kultzen, West-Berlin

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