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Vom Versammeln zum Verteidigen

■ Zum Programm des Ersten weiblichen Aufbruchs

Die Gründerinnen von EWA, dem ersten der inzwischen 12 Frauenzentren in Ostberlin, hatten die Gunst der Stunde genutzt. Ihre Initiative war hervorgegangen aus der mittlerweile legendären Frauenversammlung am 3.12.1989 in der Berliner Volksbühne. Nach der Formulierung einer ersten inhaltlichen Konzeption stellten sie Raumanträge an den Magistrat. Vom »Runden Tisch« am 1.4.1990 positiv entschieden, ermöglichte eine Anschubfinanzierung des DDR-Ministeriums für Frauen und Familie die Renovierung und Ausstattung einer ehemaligen Stasi-Zentrale und eines Jugendclubs in einem Haus in der Prenzlauer Allee 6. Nach der Regierungsübernahme des Magistrats durch den Senat mußte sich EWA neu als Verein gründen, um die derzeitigen monatlichen Zuwendungen durch den Senat zu erhalten.

Entstanden ist ein gemütliches Café mit Galerie als Treffpunkt verschiedener Frauengruppen und als Arbeitsort für Lesungen, Filme, Vorträge und Ausstellungen bildender Künstlerinnen. Angeschlossen ist die Frauenbibliothek »Hexlibris« mit einem Archiv, das schwerpunktmäßig Erfahrungen und Situationen aus der Geschichte der DDR und des jetzigen Wandels dokumentiert. Werkstätten für Metallbearbeitung, Computer und Video erlauben ein anspruchsvolles Angebot, das nach Fertigstellung eines Gymnastik- und Gruppenraumes um Sport-, Sprach-, Selbstverteidigungs- und Kreativkurse erweitert werden konnte. Mit vier, anfangs fünf bezahlten Stellen hätte EWA gute Voraussetzungen, eine umfassende Frauenarbeit zu leisten. Absurd erscheint, daß auch EWA derzeit von Mittelkürzungen des Sentas bedroht ist, da gestrichene West-Zuwendungen offiziell eigentlich Ostprojekten zufließen sollten — die Frauen des Zentrums kämpfen wie alle Projekte um die Bewilligung von Geldern.

Daß diese gerade im Osten notwendig sind, wird allein an den stark besuchten Sprechstunden der psychologischen und der Rechtsberatung von EWA deutlich. Die Streichung der ehemals festgeschriebenen Rechte z.B. auf Krippen- und Hortplätze für Kinder, der Fristenlösung bei Schwangerschaftsabbrüchen und der Sicherung des Arbeitsplatzes im Babyjahr, die neue Bedrohung durch Arbeitslosigkeit und der Wertewandel verunsichern die Frauen und machen doppelt betroffen, zumal gerade sie in den Bürgerbewegungen und oppositionellen Kirchengruppen stark engagiert waren.

Viele Bereiche und Probleme des weiblichen Lebenszusammenhanges, in der alten DDR tabuisiert, werden erstmalig offenkundig, so die Suchtproblematik, Gewalt gegen Frauen, Kindesmißhandlungen, Lesbenthemen und die Infragestellung traditioneller weiblicher Leitbilder. Dazu gilt es, Zielsetzungen zu entwickeln, um die erlebten Widersprüche zu bewältigen und Orientierungen im neuen Leben zu finden.

Am 17.5. um 20 Uhr 30 bietet das EWA eine Veranstaltung mit Diskussion zum Thema »Frauen und Sucht«, bei der je eine Expertin aus dem West- und Ostteil der Stadt referieren wird. Susanne Thäsler

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