: Pugo verteidigt Omon-Einheiten
Moskau (dpa/taz) — Der Innenminister der UdSSR, Boris Pugo, hat die jüngsten Übergriffe von Sondertruppen des Innenministeriums in Lettland und Litauen gegenüber sowjetischen Parlamentsabgeordneten gerechtfertigt. Die Angriffe der Omon-Truppen hätten „grundsätzlich mit der Aufgabe der Sicherheitskräfte, die Interessen der Bürger und des Staates zu schützen, übereingestimmt“. Die „Befreiung der Grenzposten“ sei auf der Grundlage eines Gesetzes erfolgt, das Zollangelegenheiten dem Aufgabenbereich der Sowjetunion und nicht den einzelnen Republiken zuordnet.
Gleichzeitig beharrte Pugo jedoch darauf, daß die Angriffe auf die Grenzstationen „ohne Wissen und Befehl des Innenministeriums“ geschehen seien. Sein Ministerium habe Experten in die Republiken geschickt, um die „Beleidigungen von Vertretern der baltischen Republiken“ sowie die „Sachbeschädigungen“ zu untersuchen.
Nur wenige Stunden nach der Rechtfertigung Pugos ist am Dienstag abend erneut ein Überfall auf einen litauischen Grenzposten verübt worden. Etwa 15 in Uniform oder in Zivil gekleidete und mit automatischen Gewehren bewaffnete Unbekannte fuhren in einem sowjetischen Militärfahrzeug vor und gingen mit den Kolben ihrer Waffen auf die Grenzwachen los. Danach setzten sie das Wachhäuschen in Brand. Zwei der vier Wachposten mußten im Krankenhaus behandelt werden.
Das Parlament in Wilna hat unterdessen die Stationierung der als „Schwarze Barette“ bekannten Sondereinheiten auf dem Territorium Litauens für illegal erklärt und ihre strafrechtliche Verfolgung nach „litauischem Recht“ gefordert. Sowjetische Soldaten werden von der litauischen Regierung für insgesamt vierzehn Überfälle auf die Grenzposten des Landes in den letzten Wochen verantwortlich gemacht. Bei diesen Zwischenfällen starben zwei Menschen, mehrere Zöllner wurden verletzt. Das lettische Parlament kündigte an, daß es alle notwendigen Maßnahmen zur Unterbindung der „kriminellen Aktivitäten“ der Omon-Truppen ergreifen werde.
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