: Diego und seine Erben
■ Während Argentinien bei der Copa America überzeugt, wurde Maradona Hallenmeister
Berlin (taz) — Trotz seiner fünfzehnmonatigen Sperre hat Diego Armando Maradona seiner umfangreichen Tropäensammlung eine weitere hinzufügen können: mit seiner Mannschaft „Club Parque“ wurde er Hallenmeister von Buenos Aires. 800 Zuschauer füllten die Halle bis auf den letzten Platz, vor den Toren standen noch Hunderte von Menschen, die vergeblich Einlaß begehrten. Der kurzhaarige und leicht abgemagerte Maradona, der sich gerade einer Drogentherapie unterzieht, steuerte zu den elf Toren seines Teams zwei Treffer bei. Jede seiner Aktionen wurde frenetisch bejubelt, in den Spielunterbrechungen mußte er Autogramme geben und kleine Kinder küssen. „Ich werde weiter spielen“, kündigte er nach dem Spiel begeistert an, „ich kann den Fußball nicht lassen.“
Auch ohne Maradona ist die argentinische Nationalmannschaft bei der Südamerika-Meisterschaft auf dem besten Weg in die Finalrunde. In einem phasenweise hervorragenden Spiel besiegte sie Gastgeber Chile in Santiago mit 1:0 durch ein Tor von Gabriel Batistuta in der 81. Minute. Vorbei ist es mit dem Angsthasenfußball der Ära Bilardo, dem nur ein Maradona in Glanzform Leben einzuhauchen vermochte. Der neue Coach Alfio Basile setzt auf Offensive. Mit giftigem Forechecking jagten die Argentinier ihren Gegnern den Ball oft schon in deren Hälfte ab und inszenierten durchtriebene Angriffe, vor allem über Batistuta und Claudio Caniggia, der immer schneller zu werden scheint und schon nach kurzer Zeit ganz dreckig war, weil er im Schnitt alle drei Minuten grob gefoult wurde, und wenn er mal nicht gefoult wurde, wenigstens so tat, als sei er gefoult worden.
Diese kühne Spielweise öffnete Räume für die gefährlichen Konter der technisch versierten Chilenen, bei denen vor allem Ivan Zamorano vom FC Sevilla kaum zu bremsen war. Am Schluß ließen jedoch die Kräfte der Gastgeber nach und 70.000 entsetzte Zuschauer mußten mit ansehen, wie der 21jährige Batistuta zehn Minuten vor Schluß erst knapp an Torwart Toledo scheiterte, wenig später jedoch nach kluger Vorarbeit des überragenden Caniggia den Ball an den Innenpfosten schlenzte, von wo er ins Tor hüpfte.
Spitzenreiter der Gruppe A ist jetzt mit 4:0 Punkten Paraguay, das Venezuela 5:0 bezwang, vor Argentinien (4:0), Chile (4:2), Peru (0:4) und Venezuela (0:6). Zwei Teams aus jeder der beiden Gruppen ziehen in die Finalrunde ein. Matti
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