Bücher mit Zukunft: Urlaubslektüre

Was lesen diesen Sommer? Die taz FUTURZWEI-Buchliste stellt die besten Bücher mit Zukunft vor.

Bild: AP

Raphaël Glucksmann: Die Politik sind wir!

Im Zentrum einer künftigen europäischen Politik steht eine politische Ökologie, die die Lage ernst nimmt. (HW)

Hanser, 2019 – 192 Seiten, 18 Euro

Andreas Eschbach: NSA – Nationales Sicherheits-Amt

Wie wäre der Nationalsozialismus gewesen, wenn es schon das Internet gegeben hätte? Ein narratives Szenario, das richtig, richtig erkenntnisreich ist. (HW)

Lübbe, 2018 – 800 Seiten, 22,90 Euro

Philippe Lançon: Der Fetzen

»Wenn wir anfangen, die zu respektieren, die uns nicht respektieren, können wir gleich den Laden dicht machen.« Dann kamen am 7. Januar 2015 die »effizientesten Zensoren« ever und schossen die Redaktion von Charlie Hebdo nieder. Lançon, als einer der elf Überlebenden, berichtet von seinem persönlichen Kampf, sein Gesicht (durch 17 Operationen) und seine Zukunft wiederzugewinnen. Für ihn gilt nach wie vor: Schreiben bedeutet Protestieren. (Dana Giesecke)

Tropen, 2019 – 551 Seiten, 25 Euro

Riad Sattouf: Der Araber von morgen, Band 4: Eine Kindheit im Nahen Osten (1987–1992)

Diese Graphic Novel traut sich, die Beschränktheiten der Gesellschaften des Nahen Ostens schonungslos und aus Kinderperspektive in den Blick zu nehmen. Sattouf erzählt mit schwarzem Humor von den Widrigkeiten des interkontinentalen Beziehungslebens. Bis heute zumeist ein Tabu. Sein Bericht über Eine Kindheit im Nahen Osten ist biografisch geprägt, zugleich aber auch eine Zeitreise durch die groteske Welt des Panarabismus und dessen Despotien. (Andreas Fanizadeh)

Penguin, 2019 – 288 Seiten, 26 Euro

Nils Heisterhagen: Die liberale Illusion: Warum wir einen linken Realismus brauchen

»Identitätspolitik ist Ausdruck einer Hyperindividualisierung, die Narzissmus befördert hat.« Der (seiner Meinung nach) letzte SPD-Intellektuelle Heisterhagen, 30, mit einer Wutrede gegen den »Illusionismus einer liberalen Elite«, das meint speziell Grüne, SPD und uns Weltbürger.

Dietz, 2018 – 350 Seiten, 22 Euro

Jean-Baptiste Del Amo: Tierreich

Die schlicht »Erzeugerin« genannte Urahnin verfüttert ihr totgeborenes Kind an die Schweine, ihr nächstes legt sie der Muttersau zwischen die Ferkel. Der Unterschied zwischen Mensch und Tier verwischt, Sprache ist hier nicht jedem gegeben, Gewalt dagegen allgegenwärtig. Würde unvorstellbar. Jean-Baptiste Del Amos Roman Tierreich, den Karin Uttendörfer nun aus dem Französischen übersetzt hat, begleitet eine Schweinebauernfamilie über fünf Generationen. Die Schrecken der Weltkriege, der Wirtschaftskrisen, des steten Überlebenskampfes spiegeln sich im Verhältnis der Züchter zum Schwein, das nur Rohstoff ist. Ein Landleben, das nicht das Geringste hat von Unschuld, Idylle, Naturverbundenheit, lange bevor der matschige Schweinekoben zur lebenden Fleischfabrik ausgebaut ist. Düster und hart, mit einer überwältigend genauen Sprache ist das Buch fast schon zu dystopisch, aber es zwingt einem neue Blickwinkel auf, weit außerhalb des eingeschliffenen Diskurses über die Zukunft der Ernährungswirtschaft. (Beate Willms)

Matthes & Seitz, 2019 – 440 Seiten, 26 Euro

Mawil: Lucky Luke sattelt um

Der letzte Cowboy wird Fahrradfahrer.

Egmont, 2019 – 64 Seiten, 15 Euro Hardcover, 7,99 Euro Softcover

Jonathan Franzen: Das Ende vom Ende der Welt. Essays

Große Essays über Vögel, Klimawandel und das Schreiben selbst.

Rowohlt, 2019 – 256 Seiten, 25 Euro

Bret Easton Ellis: Weiß

BEE an der Kante. Und genau da wird es spannend.

Kiepenheuer & Witsch, 2019 – 320 Seiten, 20 Euro

Gary Shteyngart: Willkomen in Lake Success

Ein narzisstischer Hedgefond-Loser on the Road durch die USA im Jahr der Trump-Wahl. Früher waren solche Blödis immer die anderen, heute kann man sich da nicht mehr sicher sein. Außer man ist ein Blödi. Dann ist man safe.

Penguin, 2019 – 430 Seiten, 24 Euro

Die taz FUTURZWEI-Buchliste wird kuratiert von Andreas Fanizadeh (taz-Feuilletonleiter), Tania Martini (taz-Redakteurin politisches Buch), Beate Willms (taz-Leiterin Ökologie & Wirtschaft) sowie Dana Giesecke, Harald Welzer und Peter Unfried.

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