Neuer Atlas der Globalisierung: Die Welt in ihrer Komplexität

Der neue Atlas der Globalisierung „Welt in Bewegung“ von Le Monde diplomatique spürt den globalen Umbrüchen und Beschleunigungen nach und versucht, sie in ihrer Dynamik zu verstehen.

Bild: taz

von Stefan Mahlke

Er ist da. In Dunkelblau, matt. Gut sieht er aus, edel. Fast 780 Gramm bringt er auf die Waage, ein Schwergewicht. Er liegt gut in der Hand. Anderthalb Jahre hat es gebraucht, um ihn zur Welt zu bringen. Jetzt ist der neue Atlas der Globalisierung da.

Wenn es draußen oder zu Hause grad zu heiß ist, lohnt gleich der Blick auf Seite 36. Dort findet sich „Kalte Luft“ – ein Aufsatz von Benoît Bréville über die Geschichte der Klimaanlage. Die beginnt Anfang des 20. Jahrhunderts in einer Druckerei in Brooklyn. Heute verbrauchen die USA allein für Gebäudekühlung so viel Strom wie ganz Afrika. Eine der Grafiken zu diesem Text zeigt 24 Städte der Welt und ihren Stromverbrauch, von Abidjan bis Tokio, von Singapur bis Mbabane.

Unser Artdirector Adolf Buitenhuis hat noch viele andere schöne Grafiken gebaut. Zum Beispiel die vom Plateau von Tibet, wo nicht nur die sechs wichtigsten Flüsse Asiens entspringen, sondern rund 40.000 Gletscher die Region für Klimaforscherinnen zum „dritten Pol der Erde“ machen. Die Karte wirkt so plastisch, dass man unwillkürlich über die Seite streicht in der Erwartung, den Himalaja fühlen zu können.

Textvielfalt und schöne Grafiken

Neben Karten von schlichter Eleganz (die wichtigsten Häfen und Schifffahrtsrouten auf Seite 110) gibt es auch Rätselgrafiken, die ihre Bedeutung erst auf den zweiten oder dritten Blick zu erkennen geben, wie etwa die zur Entwicklung der Einkommensgruppen weltweit (Seite 155).

Wichtig war uns auch die Vielfalt der Texte. Da kann man Joe Grim Feinberg beim Nachdenken über die neuen rechten Bewegungen zuschauen oder Charlotte Wiedemanns leichtfüßigen Bericht zur Lage der Frau in der muslimischen Welt bewundern. Man kann staunen, wie anschaulich Ulrike Herrmann über Derivate, Optionen und Futures schreibt oder wie genau Dominic Johnson die Konflikte in der Sahelzone analysiert.

Lauter gute Gründe, den Atlas nun selbst in die Hand zu nehmen, um sich ein Bild über die Lage der Welt zu machen.

Alle Infos zum Atlas der Globalisierung gibt es hier.