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Wurde Bremer Vulkan in Japan ausgetrickst?

■ Weitere Spekulationen um China-Großauftrag

Am Montag ist ein Vertrag zwischen der japanischen Großwerft Hitachi-Zosen und der chinesischen Staatsrederei Cosco unterschrieben worden, gestern war noch immer nicht zu klären, ob es sich dabei um einen im vergangenen Jahr dem Vulkan versprochenen Großauftrag handelt — wie die Japaner behaupten — oder um zusätzliche Schiffe, wie Vulkan- Vorstandsmitglied Josef Klar behauptet.

Der Hitachi-Sprecher widersprach der Darstellung der Bremer Vulkan AG, die von insgesamt acht chinesischen Schiffsprojekten redet, und erklärte, Hitachi habe sich mit der deutschen Werft um die Lieferung von denselben drei Schiffen beworben. Der Vulkan seinerseits wollte nicht weiter erläutern, woher seine Version von den acht Schiffen stammt. Der Vulkan hat zuletzt Mitte Januar mit der Hongkonger Firma CMSN Kontakt gehabt, die trotz des bevorstehenden Geschäftsabschlusses mit Japan weitere Verhandlungen verspricht — ob dieses Schreiben in irgendeiner Form rechtlich bindend ist, konnte die Vulkan-Pressesprecherin aber nicht sagen. Sie wiederholte nur allgemein: „Im Prinzip gehen wir davon aus, daß wir den Auftrag haben.“

Schlüssiger erscheinen allerdings Spekulationen, daß China den Schiffsauftrag an Japan vergeben hat, dies allerdings dem Vulkan noch nicht offiziell mitteilt, um den Konflikt in Bonn zwischen Entwicklungshilfe-Ministerium und Wirtschaftsministerium weiter gären zu lassen. China und der Vulkan wollten nämlich 25 Prozent des Auftragsvolumens über einen Entwicklungshilfe-Kredit finanziert wissen. Seit dem Massaker auf dem Tienanmen ist aber derartige „Entwicklungshilfe“ an China aus Gründen der Menschenrechte grundsätzlich gestoppt. Das Bonner Wirtschaftsministerium befürwortet dennoch die Entwicklungshilfe für China und die deutsche Werftindustrie, das Entwicklungshilfe-Ministerium unter dem CSU-Politiker Spranger ist dagegen. Der verlockende Großauftrag, so die Spekulation über die chinesischen Motive, könnte Menschenrechts-Hardliner schwächen.

Ein Sprecher des Hitachi- Schiffbau-Konzerns berichtete in Tokio, der Vertrag, der ein Volumen von 375 Millionen Dollar habe, sei durch einen zinsgünstigen Kredit der staatlichen japanischen Export-Import-Bank an das kommunistische Nachbarland ermöglicht worden. Japan hat die Subventionen eingeräumt, über die in Bonn noch gestritten wird. K.W.

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