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Oben schlägt unten

■ Polo: Impressionen, nicht nur der gesellschaftlichen Art, von einem piekfeinen Pferdesportereignis in Hamburg-Flottbek

: Impressionen, nicht nur der gesellschaftlichen Art, von einem piekfeinen Pferdesportereignis in Hamburg-Flottbek

Der Langenhorner Schmidt, einer unser Ober-Hanseaten, brachte es letztjährig im „Grund genug Hamburg Spezial vom Leben, Wohnen und Residieren in Hamburg“ gediegen auf den Punkt: „Ich liebe diese Stadt - wegen ihres zeremoniellen Traditionsstolzes, ihres kaufmännischen Pragmatismus und ihrer kaum verhüllten Anglizismen ... Wer sich ein Haus an der Elbchaussee kaufen konnte, ist deshalb noch kein Hamburger geworden. Wohl aber ist einer aus Barmbek dann ein echter Hamburger, wenn er denen an der Elbchaussee ihr kostbares Domizil nicht neidet:“

Mit solcher Klugscheißerei im Kopf fällt der Weg zum Flottbeker Vereinsgrund des gediegenen Hamburger Polo-Clubs leichter, wo am vergangenen Wochenende das „Highgoalturnier 1992“ angesagt war. Und siehe da: bei den Verfechtern der überaus etravaganten Pferd-und-Reiter-Mannschaftssportart geht‘s — bei allem Sponsorengetue — vergleichsweise menschelnd ab, hätte auch ein echter Hamburger aus Barmbek — das geschmacklose Sponsorenzelt ausgenommen — überall und ohne Gewese Zutritt gehabt — samt Freude an Mensch, Tier und Ambiente.

Etwa die kernige Colonel-Gestalt im Understatement-Look mit der „Minimal“-Tüte in der Hand: Altersgenosse vom Hanseaten Schmidt mit Palm-Springs-Mütze, Wildlederhose plus grün-weinrouge-gestreiftem Polo-Shirt: „London war doch toll!“. Akzentfrei, deutsch. Auf allen Schlachtplätzen zu Hause.

Oder der Hamburg treu blei1

bende Kaffeeröster Adolf D., immer noch DAS Aushängeschild im winzigen Polospieler-Kreis, wo Mannschaften je nach Sponsorenmischung unter wechselnden Markenzeichen antreten. Diesmal: Der Juwelier und Uhrmacher gegen die Hotelkette, die Automarke gegen einen Modevermarkter. Das Publikum, in toto einige Hundert nur, nimmt ziemlich gleichgültig hin, was auf dem Riesenspielfeld abgeht. „Aggressive Männer, die es jetzt wissen wollen“, definiert zum Spiel-Auftakt der kommentieren Lautsprecher-Macho und lädt am Ende nicht nur die Spieler zur Party ein: „Auch die kleinen Mädchen dürfen kommen.“

Vorher aber - „Nehmen Sie Bier, Cognac, Freundin mit und helfen Sie uns, den Platz gerade zu machen!“ gehen wir alle auf's Feld und beseitigen die großen und kleinen Scharten im Rasen, die Spuren der arg rangenommenen Vollblutpferde und Weidenholzschläger, mit denen der Hartball torwärts getrieben wird. „Oben schlägt unten“, sagt einer kaltblütig, als die Leiber zweier argentinischer Vollblut-Ponys aufeinanderklatschen. Ein treffender Hanseatenschnack. (Mops)

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