: Der Freak als Künstler
Da beschließt eine Dame aus dem Baugewerbe, einen Preis zu stiften für den besten ersten Roman. Und da beschließt ein Maurer, Schriftsteller zu werden, und schreibt einen Roman über einen Maurer, der beschließt, Schriftsteller zu werden. Heraus kommt ein Buch - und ein 20000 DM-Preis aus dem Baugewerbe für den Maurerroman. Da schließt sich der Kreis und alle sind glücklich.
Geschehen ist dies jüngst im Literaturhaus, als am Mittwoch der Mara-Cassens-Preis an Ralf Rothmann für sein Buch Stier verliehen wurde. Doch hatte dies nichts mit PR zu tun: Der Preis wird seit zwanzig Jahren vergeben, und die Jury ist unbestechlich. Und Ralf Rothmann kann sich freuen: „Ich bin jetzt das geworden, wovon ich in diesem Buch geträumt habe: ein Schriftsteller“. Ja, das ist er - und kein schlechter. Sein Buch erzählt, witzig und grotesk, von den siebziger Jahren, einem miefigen Kleinbürgertum und der Drogenerfahrung, die schließlich das Weltbild zum Bersten bringt. Er erzählt, wie der Freak Durchgangsstation zum gepriesenen Schriftsteller sein kann. 20000, das ist keine Bestechungssumme für nette Bücher, die auch der Firmenchefin gefallen. Sondern das ist die Unterstützung für einen Autor, der verspricht, weiter an der ewigen Lebensgeschichte des kleinen Mannes zu schreiben. Nafets Iksnisor
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