25 Jahre taz Genossenschaft: Auf dem richtigen Weg

Seit einem Vierteljahrhundert steht die taz Genossenschaft für Stabilität und Perspektiven

Bild: ©TOM

von Kalle Ruch

Ein Verleger, der über viele Jahre auch eine Teilauflage der taz druckte, beschrieb die Zeitungswelt in den goldenen Jahren der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts einmal so: „Morgens wurde das Scheunentor aufgemacht, das Geld flog rein, und abends wurden die Tore wieder zugemacht und das Geld gezählt.“ Und auch zur aktuellen Lage meint er, die Kollegen Verleger sollten nicht so viel jammern angesichts der Anforderungen der gegenwärtigen Krise der Zeitungen.

„Wir haben keine Chance, aber wir nutzen sie“

Tatsächlich ist deren Lage heute von Niedergang geprägt, die Bild-Zeitung hat im vereinten Deutschland nur noch ein Drittel ihrer Auflage von 1979, dem Jahr, in dem die taz das erste Mal erschien. „Wir haben keine Chance, aber wir nutzen sie“, hieß es in der ersten regulären täglichen Nummer der taz am 17. April 1979. Damals hätte wohl niemand auch nur im Traum geglaubt, dass die taz über Jahrzehnte bestehen würde. Heute feiern wir 25 Jahre taz-Genossenschaft zusammen mit über 17.000 taz-GenossInnen und können selbstbewusst sagen: „Wir haben eine Chance und wir nutzen sie“. Gesucht wurde Anfang der Neunziger zunächst einfach nach einem Überlebenskonzept, weil nach dem Fall der Mauer mit der Berlinförderung eine wesentliche Finanzierungsquelle quasi über Nacht versiegt war.

25 Jahre ist es nun her, dass sich die Mitarbeitenden der taz nach langen und harten Kontroversen dafür entschieden, ihr damals selbst verwaltetes Zeitungsprojekt gemeinsam mit ihren LeserInnen in eine Genossenschaft zu überführen. Produzenten (taz-Mitarbeitende) und Konsumenten (taz-LeserInnen) sind nun Eigentümer der taz und bilden eine Produktivgenossenschaft innerhalb einer Konsumgenossenschaft. Seit einem Vierteljahrhundert funktioniert diese Genossenschaftsidee bei der taz, und sie funktioniert immer besser.

Umzug ins alte Berliner Zeitungsviertel

Die ersten Ideen zur Gründung einer linken und alternativen Tageszeitung in Deutschland waren schon auf der Frankfurter Buchmesse 1977 diskutiert worden, zu einer Zeit, die später als der „Deutsche Herbst“ in die Geschichtsbücher einging. Ab 17. April 1979 erschien die taz täglich – bis heute. Das erste Jahrzehnt war geprägt von den sozialen Bewegungen, der Hausbesetzungen der 1980er Jahre, der Umweltbewegung, der Frauen- und Friedensbewegung und nicht zuletzt der Anti-Atomkraft-Bewegung. Die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl im April 1986 ließ die Abo-Auflage der Zeitung sprunghaft steigen, die taz expandierte und entwickelte sich trotz chronischer Finanzkrisen zu einem wirtschaftlich erfolgreichen Medium. Im Sommer 1989 zogen wir in einen von ihr erworbenen denkmalgeschützten Altbau im alten Berliner Zeitungsviertel in unmittelbarer Nachbarschaft zum Checkpoint Charly und zum Axel-Springer-Verlagshaus.

„Enteignet Springer, beteiligt euch an der taz“ – mit dieser Parole warb die taz in dieser Zeit für Kommanditbeteiligungen zur Errichtung eines Erweiterungsbaus. Inzwischen sind wir Nachbarn in der Rudi-Dutschke-Straße und Mitbewerber in einem sich radikal verändernden Zeitungsmarkt. „Heute geht es um die Zukunft der ganzen Branche“, schreibt der Präsident des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger in seinem Grußwort zum Genossenschaftsgeburtstag der taz. Mathias Döpfner, unser Nachbar, ist Vorstandsvorsitzender der Axel Springer SE. Das Scheunentor, durch das Jahrzehnte hinweg die Anzeigengelder in die Verlagshäuser floss, ist für uns alle zugefallen.

Neue Finanzierungskanäle sind nötig, um die Zeitungslandschaft bunt und vielfältig zu halten. Dass die Unesco die Genossenschaftsidee Ende 2016 als ersten deutschen Beitrag in die Liste des immateriellen Weltkulturerbes aufgenommen hat, zeigt: Die taz ist auf dem richtigen Weg.

Gehen Sie die nächsten Schritte mit uns. Als MiteigentümerIn Ihrer Zeitung.