: Österreichs „Goldi“ läßt sich fliegen
■ Andreas Goldberger gewann das dritte Springen der Vier-Schanzen-Tournee in Innsbruck und steht vor dem Gesamtsieg/ Dieter Thoma wurde Sechster
Innsbruck (dpa/taz) – Ein Kraftprotz ist er nicht gerade, der 20jährige Bauernsohn Andreas Goldberger aus Waldzell. Dennoch nennt der 1,68m große und 50kg schwere Hänfling ausgerechnet seine Muskeln als Grund für die Leistungssteigerung in diesem Jahr. Nach seinem Sieg beim dritten Springen der Vier-Schanzen- Tournee in Innsbruck ist der Österreicher am Mittwoch beim Abschluß in Bischofshofen der große Favorit auf den Gesamtsieg.
Im Sommer hat Goldberger sein Trainingspensum aufgestockt, vor allem bei der Kraftschulung. „Im Jahr davor war ich noch nicht ausgewachsen, so daß wir mit dem Krafttraining vorsichtiger umgingen“, erläutert „Goldi“, wie die österreichischen Skisprung-Fans ihren neuen Abgott nennen. Der Kraftzuwachs wirke sich beim Absprung positiv aus. „Im Vergleich zum letzten Winter hat er das Bissel gebracht, um von fünften oder sechsten Plätzen aufs ,Stockerl‘ zu kommen.“ Eine wichtige Rolle spielen aber auch die längeren Ski. Wie viele andere Springer ist Goldberger von 2,45m auf 2,52m lange Ski umgestiegen, die sich für den V-Stil besser eignen.
Dieter Thoma ist sogar auf 2,55-m-Ski umgestiegen und kommt damit immer besser zurecht. Er belegte in Innsbruck den sechsten Rang und bedauerte nur den leicht verkorksten ersten Sprung, der ihn mit 96 Metern bloß auf den 18. Platz trug. „Da habe ich wieder einmal zu viel gewollt, wollte mehr zeigen, als ich derzeit kann.“
Auf der mit 600 Kubikmetern Schnee vom Brenner präparierten Schanze am Innsbrucker Bergisel wurde ein Problem des aktuellen Skispringens besonders deutlich: das zunehmende Leistungsgefälle. Der V-Stil und das immer ausgefeiltere Material erlauben den besten Springern solch große Weiten, daß der Anlauf stark verkürzt werden muß, um Unfällen vorzubeugen. Dies benachteiligt die etwas schwächeren Springer. „Nun fliegen nur noch die besten Springer wirklich weit. Viele andere kommen gerade mal über die Kuppe“, meint Walter Hofer, der Weltcup- Koordinator für Skispringen beim internationalen Skiverband FIS.
Verstärkt werde dieser Trend, der die meisten Springen nur bei den letzten zehn bis 15 Aktiven fürs Publikum interessant macht, durch die in den vergangenen Jahren immer mehr verringerte Neigung des Absprungs. Damit haben die Schanzenbauer zwar erreicht, daß schwere Stürze weniger wurden, weil die Springer nicht mehr so hoch über den Hang fliegen, doch viele kommen dadurch auch zu früh wieder nach unten, bleiben buchstäblich auf der Kuppe des Aufsprunghangs hängen. Die Absprung-Neigungen der vier Tournee-Schanzen betragen zwischen neun (Bischofshofen) und elf Grad (Oberstdorf). „Wir müssen wieder deutlich über elf Grad kommen. Da sind die Flugkurven zwar wieder etwas höher, doch die Weiten- Unterschiede zwischen den Top- Leuten und den etwas Leistungsschwächeren nicht mehr so gravierend. Das macht die Springen interessanter für die Zuschauer, und die Besten setzen sich trotzdem durch“, ist die Meinung Hofers. Andreas Goldberger ficht das alles nicht an. Er sieht dem abschließenden Wettkampf zuversichtlich entgegen. „In Bischofshofen springe ich gern. Die ein bissel größere Schanzen liegt mir. Da kannst di noch besser fliegen lassen.“
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