: Nicht mehr beim Wein
■ Hamburg und Schleswig-Holstein planen gemeinsam Gewerbegebiet: Erstmals werden ökologische Fragen nicht untergebuttert Von Marco Carini
Geplant ist sie schon lange. Die enge Zusammenarbeit von Hamburg mit seinen Nachbarländern und Umlandkreisen bei der Konzeption neuer Wohnsiedlungen, Gewerbegebiete und Grünzonen entlang der Stadtgrenzen. Das Stichwort heißt Regionales Entwicklungskonzept (REK). Bei der Planung eines neuen Gewerbegebietes in Rahlstedt-Ost, das der Hansestadt 1000 neue Arbeitsplätze bescheren soll, wurden nun erstmals Nägel mit Köpfen gemacht.
„Früher haben Engholm und Voscherau solche Entscheidungen beim Wein gefällt, und die betroffenen Gemeinden sind anschließend Sturm dagegen gelaufen, weil ihre Interessen nicht berücksichtigt wurden“, erinnert sich Tom Janssen, Sprecher der Stadtentwicklungsbehörde (Steb). Bei der Rahlstedt-Planung saßen aber neben Fachleuten aus Hamburg und Kiel erstmals auch Vertreter der Kommunen Braak und Stapelfeld und des Kreises Stormarn am Tisch.
Nach drei round-table-Gesprächen einigten sich alle Beteiligten auf ein Konzept für einen Gewerbepark zwischen der Stapelfelder Straße und der Sieker Landstraße. Steb-Planer Jürgen Mantell: „Hätte Hamburg wie gewohnt im Alleingang geplant, wäre etwas anderes dabei herausgekommen“.
Stattdessen vergaben Schleswig-Holstein und Hamburg gemeinsam ein länderübergreifendes Entwicklungsgutachten für das Gebiet zwischen Rahlstedt, Braak, Stapelfeld, Glinde und Reinbek an ein Team aus Stadt-, Verkehrs- und Landschaftsplanern. Mantell: „Wir wollen ein Gesamtkonzept für diesen Raum, das über die Landesgrenzen greift.“ Erstes Ergebnis: Das Rahlstedter Gewerbekonzept, in dem auch die Ansprüche von Hamburgs Nachbargemeinden berücksichtigt werden.
So wird das neue Gewerbegebiet entgegen den Vorstellungen der Hamburger Wirtschaftsbehörde von 30 auf 24 Hektar reduziert und nicht ganz bis an die Stadtgrenze herangebaut. Im Osten der Fläche ist ein Biotop-Verbund zwischen dem Stellmoorer Tunneltal und dem Stellautal geplant, der über die Landesgrenze herausragt. Außerdem sollen in das Gewerbegebiet, das drei- bis vierstöckig bebaut werden soll, mindestens 150 neue Wohnungen integriert werden.
Ende dieses Jahres soll das länderübergreifende Entwicklungsgutachten fertig sein. Von ihm erhoffen Politik und Verwaltung auch praktikable Vorschläge über die Zukunft des verwaisten Panzerübungsplatzes der Bundeswehr am Höltigbaum. Besonders für Hamburg interessant: Die Planungscombo macht sich für eine Verlängerung der U3-Bahntrasse bis in den Rahlstedter Raum stark. Doch auch die Verlängerung des Ring 3 bis in diese Region ist im Gespräch.
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