: Betr.: Foto auf der Medienseite ("Doppelwhopper"), taz vom 11.11.93
[...] Sehr aufschlußreich: Einerseits hat es eine unbestreitbare erotische Wirkung – andererseits macht's was klar. Sex – unpersönlich – auf männliche Lustbefriedigung angelegt. Warum es erotisierend wirkt – weil ich es mit männlichem Auge betrachtet habe. Es ist eine geile Vorstellung, zwei Mösen und Ärsche zur Verfügung zu haben, ohne sich auf jemand einlassen zu müssen. Gerade weil es zwei Frauen sind, ist es derart entpersonalisiert, sind es nur noch Körperteile, ausschließlich dazu bestimmt, Lust zu verschaffen. Das ist die Wunschvorstellung eines Mannes auf den Punkt gebracht. Wenn er sich ihrer bedient hat, wird er im besten Falle etwas empfinden, was er für Liebe hält. „Sie haben mir erlaubt, völlig mein Ego auszuleben und meine Allmachtsphantasien – andere Menschen, insbesondere Frauen, sind ausschließlich dazu da, mir Lust und Spaß zu verschaffen.“ Und da sie (fast) lächeln auf dem Foto – finden sie darin ihre Erfüllung – im wahrsten Sinne des Wortes. Frauen sind glücklich, wenn sich mann ihrer bedient – ohne sich im mindesten damit abgeben zu müssen, wer sie ist. Sie ist nicht Person – sie ist nicht mal Objekt, sie ist gar nicht gesehen – sie ist nicht vorhanden. Sie ist reduziert auf Körperteile, und die sind Objekt. Mit dem ganzen „Rest“ muß mann sich nicht befassen. Sie bieten sich an – und das ist wesentlicher Bestandteil dieser Vorstellung – nicht er macht sie zum Objekt bzw. ihre Körperteile – sie machen es selbst! Die ganze patriarchale Scheiße ist in einem Bild auf den Punkt gebracht. [...] L. Erikson, Berlin
Anm. d. Red.: Die gleichgeschlechtlich quotierte Medienredaktion hat wie immer ein reines Gewissen.
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