: Die Ukraine will kein Vakuum als Präsident
■ Krawtschuk kandidiert nicht mehr
Kiew (dpa) – Das ukrainische Parlament hat gestern mit der Beratung des Gesetzes über die Präsidentenwahl begonnen. Die Wahl des Staatsoberhauptes der früheren Sowjetrepublik soll am 26. Juni stattfinden. Die Abgeordneten verschärften die Bedingungen für die Kandidaten, so daß nur landesweit bekannte, von großen Organisationen gestützte Politiker eine Chance haben. Präsident Leonid Krawtschuk ließ seine Absicht, von einer zweiten Kandidatur abzusehen, damit begründen, er wolle ein Machtvakuum in dem bevorstehenden Wahlmarathon der Ukraine vermeiden. Sein Pressedienst begründete am Mittwoch abend seinen Rückzug damit, daß bis zum 26. Juni die Stichwahlen zum Parlament und die Bildung einer Regierung wahrscheinlich noch noch nicht abgeschlossen seien. In ukrainischen Reaktionen war die Absage als Eingeständnis politischen Scheiterns eingestuft worden.
Die Abgeordneten bestimmten mit 251 Stimmen ohne Gegenstimme, jeder Präsidentschaftskandidat müsse mindestens 100.000 Unterschriften sammeln, dabei in jedem der 27 Verwaltungsgebiete der Ukraine mindestens 1.500. Damit verengt sich nach Ansicht von Experten der Kreis auf den gegenwärtigen Parlamentspräsidenten Iwan Pljuschtsch und den früheren Ministerpräsidenten Leonid Kutschma. Außenseiterchancen könnten der Führer der Volksbewegung Ruch, Wjatscheslaw Tschornowil, und der Sozialistenchef Alexander Moros haben.
Das Parlament in Kiew wollte gestern noch ultimativ von der Halbinsel Krim fordern, sie solle binnen eines Monats ihre Gesetze und die Verfassung in Übereinstimmung mit den ukrainischen bringen. In einer vorbereiteten Resolution hieß es: „Die Republik Krim ist ein autonomer Bestandteil der Ukraine, der keine staatliche Souveränität trägt und keine politischen Beziehungen zu ausländischen Staaten eingehen kann.“
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