: Exklusiv in der taz: Die Roman-Herzog-Begrüßungs-Jubler Friede, Freude, Pfründe und ein Fahneneid
■ Hamburger Spitzenkandidaten beweisen: Ein Wechsel in Bonn findet nicht statt
Wählen gehen am 16. Oktober? Mitentscheiden darüber, ob eine künftige Bundesregierung von der CDU oder von der SPD geführt wird? In Hamburg nicht nötig. Jedenfalls, wenn man sich an den hiesigen Spitzenkandidaten der beiden „Volksparteien“ orientieren wollte.
Volker Rühe und Hans-Ulrich Klose, von den Harburger Anzeigen und Nachrichten (HAN) zum Streitgespräch geladen, präsentierten sich am Samstag als ein Herz und eine Seele. Unterschiede höchstens in der Physiognomie. Politische Differenzen? Fehlanzeige.
Rühe, als Verteidigungsminister Titelverteidiger, gibt die Richtung vor: Augen stramm nach Osten. Da steht, gewohntermaßen, der Feind: nicht mehr das Reich des Bösen, aber immerhin die PDS. Auch böse, auch kommunistisch und zu allem Unglück aufgewertet durch das Magdeburger Modell, die rotgrüne Minderheitsregierung: „ein Tabu wurde gebrochen“.
Klose, Möchtegern-Verteidigungsminister, salutiert: „Auf Bundesebene ist das Magdeburger-Modell auf keinen Fall übertragbar.“ Dafür, so sein Fahneneid, werde er den Arm im Bundestag nicht heben. Wozu auch? Am amtierenden Chef der Hardthöhe hat der SPD-Bundestagsfraktionschef ohnehin nichts auszusetzen. Die „Armee der Einheit“ geschaffen zu haben, diesen Orden heftet er Rühe gerne an, sei „auch ein Verdienst des Verteidigungsministers“.
Der revanchiert sich prompt, dankt Klose für dessen „große Verdienste“ bei der Durchsetzung der Kambodscha-, Somalia-, Awacs-Einsätze der Bundeswehr. Und, na klar: Rühe traut seinem Rivalen durchaus zu, auch ein guter Verteidigungsminister zu sein. Und ein prima CDU-Mitglied.
Robbt sich Klose doch auch außerhalb des Truppenübungsplatzes ganz nah an die Union heran. Welches Thema der als Moderator überforderte HAN-Chefredakteur auch anstößt, der SPD-Kandidat mag so gar nicht den Eindruck erwecken, als spreche ihm der sozialdemokratische Wahlkampf-Slogan „Freu' dich auf den Wechsel“ aus dem Herzen. Natürlich, „es wäre schön, auch mal zu regieren“. Aber, wenn nicht? Transrapid, Einwanderungspolitik, Verfassungsreform – Rühe kommt mit dem Kopfnicken gar nicht mehr nach. Als Klose sich auch noch für den Bau der Autobahn 26 von Cuxhaven nach Harburg ausspricht, weiß der Verteidigungsminister nur noch einen Ausweg: Er bietet dem Sozialdemokraten die Ehrenmitgliedschaft in der CDU an. Immerhin: dieses Angebot hat Klose dann doch ausgeschlagen. uex
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