Polen : Programm der Reise

vom 17. bis 25. Juni 2023

Die wieder aufgebaute Altstadt in Warschau Bild: Ventus-Reisen

Teilnahme nur für Geimpfte bzw. Genesene möglich (Details in: Preise und Leistungen)

1. Tag (Samstag) Anreise nach Warschau

Individuelle Anreise mit Bahn, Bus oder Flugzeug. Check-in im Hotel. Um 18 Uhr Begrüßung der Gruppe durch die Reiseleiterin Gabriele Lesser. Kurze Vorstellung des Programms. Bei einem Spaziergang im Stadtzentrum gehen wir zum Abendessen in ein Restaurant in der Altstadt.

2. Tag (Sonntag) Warschau

Auf einem thematischen Stadtrundgang lernen wir heute die Geschichte des Warschauer Ghettos, des Ghetto-Aufstandes 1943 und des Warschauer Aufstandes von 1944 kennen. Wir werfen einen Blick in die einzige Synagoge, die den Krieg überstanden hat und bis heute eine aktive Gemeinde hat, sehen uns eines der wenigen original erhaltenen Fragmente der Ghettomauer an und das beeindruckende Denkmal der ehemaligen Holzbrücke vom sogenannten kleinen ins große Ghetto.

Danach besuchen wir das Museum der Geschichte der polnischen Juden, „Polin“ genannt, nach dem hebräischen Wort für „Hier ruhe aus!“ oder auch „Polen“. Juden waren und sind bis heute eine in Polen anerkannte nationale Minderheit. Viele kamen im Mittelalter als Flüchtlinge aus Deutschland nach Polen und wurden von den Königen unter ihren besonderen Schutz gestellt.

Im Museum der Geschichte der polnischen Juden "Polin" Bild: Archiv

Nach dem gemeinsamen Mittagessen werden wir uns mit einer Ukrainerin treffen, die die zivilgesellschaftliche Hilfe für die ukrainischen Flüchtlinge in Warschau bis heute mitorganisiert. Ab dem Nachmittag ist Freizeit: Zeit für private Spaziergänge, Abendessen individuell.

3. Tag (Montag) Warschau

Am Vormittag setzen wir den Stadtrundgang fort, beschäftigen uns vor allem mit dem Wiederaufbau der Stadt nach dem Krieg - einige Stadtteile wie die Altstadt oder die berühmten Flaniermeilen der Krakauer Vorstadt-Straße und der Neuen Welt wurden weitgehend originalgetreu wiederaufgebaut, während an anderer Stelle Muster-Stadtteile des Sozialistischen Realismus entstanden.

Nach dem gemeinsamen Mittagsessen treffen wir uns mit einem Aktivisten, der uns mehr über die schwierige Situation von LGBT im heutigen Polen berichten kann. Danach haben wir noch die Gelegenheit, mit einer Vertreterin der Frauenstreik-Bewegung („Strajk Kobiet“) zu sprechen, die bis heute die "schwarzen Proteste" gegen das fast totale Abtreibungsverbot in Polen organisieren.

Frauenstreik gegen das Abtreibungsverbot im Oktober 2020 in Warschau Bild: Archiv

Danach spazieren wir zum Krasinski-Platz mit dem Denkmal des Warschauer Aufstandes 1944. Nach der Niederschlagung dieses zweiten Warschauer Aufstandes sprengten die Nazis große Teile der Warschauer Innenstadt in die Luft.In diese vollkommen leere und weitgehend zerstörte Stadt zogen dann die sowjetischen "Befreier" ein und etablierten ein von den meisten Polen ungewolltes kommunistisches Regime.

Danach: Freizeit. Die Reiseleiterin gibt gerne Tipps für Museen, weitere Sehenswürdigkeiten oder erholsame Spaziergänge an der Weichsel oder im Lazienki-Park.

4. Tag (Dienstag) Lodz

Am Morgen fahren wir mit dem Zug nach Lodz. Die Industriestadt liegt etwa anderthalb Bahnstunden von der polnischen Hauptstadt entfernt. Ein Wissenschaftler der Universität Lodz wird uns die „Stadt der vier Nationen“ oder auch „Stadt der vier Kulturen“ zeigen, also die der Polen, Russen, Juden und Deutschen, die im 19. Jahrhundert aus Lodz das „Manchester Polens“ machten.

Anders als Danzig und Warschau wurde Lodz im Zweiten Weltkrieg nicht zerstört. Wie früher trifft hier Arm und Reich krass aufeinander, ehemalige Fabrikantenvillen und luxuriöse Einkaufszentren neben heruntergekommenen Arbeitersiedlungen und Werkstätten.

Lodz - Palast des Textilindustriellen Izrael Poznanski (heute Museum) Bild: Archiv

Nach dem gemeinsamen Mittagessen in einem der Restaurants in der „Manufaktura“, einem modernen Einkaufs- und Freizeitzentrum auf dem Gelände einer alten Textilfabrik, treffen wir uns mit einer feministischen NGO, die nicht nur für die Rechte der Polinnen kämpft, sondern sich insbesondere dafür einsetzt, dass Frauen auch im öffentlichen Leben sichtbarer werden. So sollen Straßen, Plätze und Rondos in Lodz nicht nur nach Männern, sondern auch nach Frauen benannt werden.

Bei einer ersten großen Aktion im Winter 2018 wurden 20 Haltestellen vorübergehend nach Frauen benannt, die einst in der Nähe gelebt hatten. Die Aktion kam gut an. Worin das eigentliche Problem liegt und was als nächstes geplant ist, werden wir von der Chefin der Bürgerinitiative „Auf den Spuren der Frauen“ erfahren. Am Abend geht es per Bahn zurück nach Warschau.

5. Tag (Mittwoch) Warschau

Nach dem Frühstück fahren wir mit dem Bus zur 60 km entfernten Gedenkstätte des ehemaligen SS-Vernichtungslagers Treblinka. Hier ermordeten die deutschen Besatzer fast alle Warschauer Juden, über 300.000 Menschen. In der Gedenkstätte wird die Reiseleiterin mehr über die "Aktion Reinhard" berichten. Zurück in Warschau essen wir gemeinsam zu Mittag – und haben Gelegenheit, über den Besuch in Treblinka in der Gruppe zu sprechen. Der restliche Tag steht zur freien Verfügung.

Der Warschauer Kulturpalast Bild: Archiv

6. Tag (Donnerstag) Warschau – Danzig

Nach dem Frühstück müssen wir die Hotel-Zimmer räumen, da wir am Nachmittag nach Danzig fahren.Am Vormittag treffen wir uns mit dem Journalisten Marcin Antosiewicz. Er war Korrespondent in Berlin und kann in Deutsch über die aktuelle Situation der Medien in Polen informieren.

Anschließend schlendern wir durch den Stadtteil Praga. Der frühere Vorort Warschaus am östlichen Ufer der Weichsel wurde im 2. Weltkrieg kaum zerstört und gilt daher heute als das 'authentische Warschau'. Praga diente wiederholt als filmischer Hintergrund für das Warschau der Vorkriegszeit (u.a. in dem Film „Der Pianist” von Roman Polański). Dort gibt es auch Gelegenheit zum Mittagessen.

Nach der Mittagspause fahren wir mit der Tram oder mit Taxis zum Ostbahnhof (Warszawa Wschodnia). Von hier nehmen wir den Zug nach Danzig.

Dort werden wir in einem urigen Restaurant Inka Niemczewska treffen. Sie ist eine engagierte Danzigerin und wird uns erzählen, wie sich die Stadt nach dem politischen Attentat auf den beliebten Oberbürgermeister Pawel Adamowicz weiterentwickelt hat, welche Schwierigkeiten die neue Oberbürgermeisterin Aleksandra Dulkiewicz zu bewältigen hat und wie die Stimmung in Danzig aktuell ist.

In der Altstadt von Danzig Bild: Ventus

7. Tag (Freitag) Danzig

Am Morgen wird uns der Vorsitzender der jüdischen Gemeinde in Danzig-Langfuhr über das deutsch-jüdische und polnisch-jüdische Leben in der Stadt erzählen und auch Zeit genug haben, um mit uns zu diskutieren. Im Stadtteil Danzig-Langfuhr werden wir uns auch an den Schriftsteller Günter Grass erinnern, der hier geboren ist und seine Jugend verbrachte. Später bekam er für seine „Blechtrommel“ den Literaturnobelpreis, und sehr viel später bekannte er, als 17-jähriger in die Waffen-SS eingetreten zu sein.

Nach dem gemeinsamen Mittagessen besuchen wir im Stadtteil Dolne Miasto (Niederstadt) die Nachbarschafts-Initiative "inkubator". Dolne Miasto war jahrzehntelang – insbesondere in der kommunistischen Zeit – vernachlässigt worden und galt als „Asozialen-Viertel“. Das ändert sich seit einigen Jahren, auch dank der umsichtigen Politik der Danziger Stadtverwaltung, die eng mit dem "Inkubator" zusammenarbeitet und ihn finanziell fördert. Was ihn so erfolgreich macht, erfahren wir im Gespräch mit den Initiatorinnen.

Abends: Freizeit und individuelles Abendessen.

Eins der Wahrzeichen Danzigs - das Krantor an der Mottlau Bild: Ventus-Reisen

8. Tag (Samstag) Danzig

Nach dem Frühstück erfahren wir auf einem Stadtrundgang durchs Danzigs Altstadt mehr über Geschichte und Gegenwart dieser Stadt. Gegen Ende des Krieges war Danzig weitgehend zerstört. Dennoch entschieden sich die Neuansiedler - zumeist aus dem Osten vertriebene Polen - für den Wiederaufbau der sehr deutsch anmutenden Altstadt. Wir werden das historische Rathaus sehen, den Artushof, die Marienkirche, den Fischmarkt und den Langen Markt.

Nicht weit entfernt von der Altstadt ist das Europäische Solidarnosc-Zentrum (ECS), das auf Initiative von Adamowicz entstand und seit nunmehr sieben Jahren in einem eigenen Gebäude in der ehemaligen Danziger Lenin-Werft untergebracht ist. Im ECS werden wir uns die Ausstellung zur Gewerkschaft Solidarnosc in ihrer europäischen Bedeutung ansehen und mehr über die zivilgesellschaftlichen Organisationen erfahren, die Räume im ECS nutzen dürfen.

Anschließend ist Zeit für ein individuelles Mittagessen – am besten im Bistro oder dem Restaurant im ECS.

Das „Europäische Solidarnosc-Zentrum“ (ECS) in Danzig wurde auf Initiative des ermordeten Bürgermeisters P. Adamowicz 2014 eröffnet Bild: Ventus

Am Nachmittag treffen wir uns mit einer Wissenschaftlerin, die uns mehr über die aktuelle Situation der Kaschuben erzählen wird, einer Minderheit, die über Jahrzehnte so angefeindet und diskriminiert wurde, dass ein großer Teil von ihr das Land für immer verließ. Dies änderte sich, als mit Donald Tusk ein stolzer Kaschube und Danziger Premierminister Polens und später EU-Ratspräsident wurde.

Diesen letzten Tag unserer Reise beschließen wir mit einem festlichen Abendessen, währenddessen auch Zeit für Manöverkritik ist und für Vorschläge zu weiteren Reisen in die Zivilgesellschaft Polens.

9. Tag (Sonntag) Rückreise

Nach dem Frühstück oder auch gegen Mittag endet die gemeinsame Reise. Wer will, kann noch das sehenswerte Museum des Zweiten Weltkriegs besuchen und natürlich auch länger bleiben. Alle anderen treten individuell ihre Heimreise an.

Umstellungen und Änderungen im Detail möglich. Stand: 12.1.2023