■ Mit Klimakoalitionen auf du und du
: Gute Arbeit, Mr. Shlaes

New York (taz) – Sie seien die „führende Stimme der Industrie in Sachen Klimawandel“, behaupten die Vertreter des US- Verbandes „Global Climate Coalition“. Wenn man darunter nur die amerikanischen Industriegiganten versteht, die mit dem Energieverbrauch der Welt ihr Geld verdienen, haben sie sogar recht. Ihr Mitgliederverzeichnis umfaßt unter anderem Exxon, BP, Texaco, die Mobil Corporation, Shell und Goodyear. Fünfzig Unternehmen sind es insgesamt, die sich etliche Lobbyisten leisten, um wirksamen Klimaschutz zu blockieren. In der Rhetorik der Global Climate Coalition heißt das: „Die Wirkungen des Klimaschutzes auf die Wirtschaft untersuchen.“ In der Realität heißt das: Den Vertretern der Ölstaaten Hilfe bei der Klimablockade bieten.

Das 1989 gegründete Bündnis bestreitet den Treibhauseffekt nicht vollständig. Doch die Lobbyisten lehnen jede Verantwortung von Mensch und Industrie ab. Es sei nicht wissenschaftlich gesichert, daß der Mensch zum Treibhauseffekt beigetragen habe. Keine voreiligen Beschlüsse also, lautet die Botschaft des Geschäftsführers John Shlaes. Die wahre Gefahr seien Reduzierungsverpflichtungen, die den Unternehmen Einbußen brächten, schrieb Shlaes vor der Berliner Konferenz nochmals in einem Mitglieder-Bulletin. Shlaes selbst gehörte zum Mitarbeiterstab der konservativen US-Präsidenten Nixon und Ford, war zeitweise Berater von US-Delegationen bei UN-Konferenzen und vertrat die Interessen der Stromkonzerne im Weißen Haus.

Die Global Climate Coalition arbeitet eigenen Angaben zufolge mit dem ebenfalls in Washington ansässigen „Climate Council“ zusammen. Auch dieser Verband werde von der Öl- und Kohleindustrie bezahlt, sagt Jennifer Morgan vom amerikanischen „Climate Action Network“. Council- Chef Donald Pearlman ist vor allem für die strategische Beratung der Ölstaaten zuständig. Bei den Vorbereitungsverhandlungen für den Berliner Klimagipfel in New York saß Pearlman ständig im Tagungsraum und kritzelte knappe Anweisungen auf seinen Notizblock. Seine Notizen waren für die Delegationen der Ölländer gedacht, und meist dauerte es nach der Übergabe der kleinen Zettel nicht lange, bis der kuwaitische Diplomat beantragte, „im Namen meiner Regierung“ diese und jene Formulierung zu streichen. Eine seiner Botschaften fiel in New York den Umweltgruppen in die Hände; darin riet Pearlman den Saudis zur Forderung, weitere CO2-Reduzierungsmaßnahmen gänzlich zu streichen. Falls dies keine Zustimmung finde, empfahl er, zumindest den Vermerk zu fordern, daß „einige Staaten weitere Maßnahmen für verfrüht“ hielten. Thomas Schuler