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Geistige Tiefflieger

■ betr.: Auseinandersetzung in der taz um Bosnienkonflikt

[...] Statt sich über die zentrale Problematik des Bosnienkonfliktes klar zu werden, gefällt sich die Hälfte der Linken wieder einmal im Verunglimpfen der Leute, die sich weiterentwickeln und bezeichnet sie als Bellizisten und Verräter. Nein, nicht grüne Regierungsfähigkeit; nein, auch nicht die schleichende Remilitarisierung der deutschen Außenpolitik kann im Kern der Debatte stehen. Zentral und von eminenter Bedeutung für die Zukunft ist die Rolle der UNO. Es geht um die Möglichkeiten der langsamen globalen Monopolisierung der Gewalt als entscheidender zivilisatorischer Schritt für das nächste Jahrhundert. [...] Und die Monopolisierung der Gewalt kommt vor der Demokratisierung und Gewaltenkontrolle: Die Französische Revolution ist nicht denkbar ohne den Sonnenkönig!! (vgl.: Norbert Elias, „Zum Prozeß der Zivilisation“). Wer den Bosnienkonflikt unter solcher Perspektive betrachtet, für den ist das entscheidende Problem der Verlust des Ansehens der UNO, weil sie sich als zahnloser Tiger erweist. Der wichtigste Grund dafür liegt sicherlich in der Dominanz und Uneinigkeit der Großmächte. [...]

Noch eine letzte Anmerkung zur immer wieder propagierten Alternative zu militärischen Einsätzen: Eine wirkliche Blockade von Serbien würde der Bevölkerung mindestens ebenso viel Leid zufügen wie ein militärischer Schlag gegen die serbischen Truppen und Headquarters. Außerdem bräuchte man für eine umfassende Blockade ebenso viele Truppen, die im Zweifelsfall auch schießen müssen, wenn sie ihren Auftrag ernst nehmen sollen. Joachim Blatter

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