: Unterm Strich
Der ostdeutsche Komponist Reiner Bredemeyer, der vor allem Bühnen-, Hörspiel- und Dokumentarfilmmusik schrieb, ist am Dienstag in Berlin im Alter von 66 Jahren gestorben. Das bestätigte am Mittwoch die Akademie der Künste Berlin-Brandenburg. Bis Mitte vorigen Jahres war der Künstler musikalischer Leiter des Deutschen Theaters in Berlin, wo er seit 1961 arbeitete.
Sein Interesse an Bertolt Brecht und die Freundschaft mit Paul Dessau hatten den an der Münchner Akademie der Tonkunst ausgebildeten Bredemeyer 1955 nach Ostberlin geführt, wo er zwei Jahre Meisterschüler von Rudolf Wagner-Regeny war. Der in Velez (Kolumbien) geborene Musiker wandte sich neben der „angewandten Musik“ zunehmend avantgardistischen Klängen zu. Damit stieß er bei den DDR-Kulturfunktionären lange Jahre auf Unverständnis, öffentliche Aufführungen seiner Musik blieben ihm bis Anfang der 70er Jahre versagt.
Mit Bredemeyers Vorliebe für textbezogene Kompositionen vor allem politischen Ursprungs war der Ärger in der DDR vorprogrammiert, weil die Eindeutigkeit seiner Aussage für die Kulturfunktionäre selten ersichtlich war. Als SED-Chef Erich Honecker 1988 die in der DDR deutschsprachig erscheinende sowjetische Zeitschrift Sputnik verbot, und die SED das als angebliche Entscheidung des Postministers verkündete, schrieb Bredemeyer ein satirisches Kurzwerk „Post-modern“, dessen unangemeldete Uraufführung während eines Musikfests einigen Wirbel verursachte.
Mit der Ehre leben lernen: Der irische Dichter Seamus Heaney, der an diesem Sonntag in Stockholm den Nobelpreis für Literatur entgegennimmt, hat noch immer seine Mühe, mit der weltweiten Begeisterung über seine Ehrung fertigzuwerden. Der 56 Jahre alte ehemalige Lehrer und Ex- Professor in Oxford hat seit Bekanntgabe der Preiszuerkennung im Oktober geduldig Berge von Glückwünschen entgegengenommen und vielen Wünschen nach Interviews entsprochen.
In letzter Zeit hat sich Heaney aber etwas zurückgezogen. Seine erste Lyriksammlung seit fünf Jahren soll im Mai nächsten Jahres bei Faber and Faber in London unter dem Titel „The Spirit Level“ erscheinen. Bei diesem Verlag ist gerade Heaneys Nachdichtung von Sonetten des polnischen Lyrikers Jan Kochanowsky erschienen.
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