: Krisenmanagement „eine Katastrophe“
■ Vulkan-Fördergelder korrekt geflossen
Der Tanz auf dem Bremer Vulkan nähert sich seinem vorläufigen Höhepunkt. Mit Spannung wird der kommende Donnerstag erwartet: Dann soll sich zeigen, ob der brodelnde Berg sich beruhigt oder eruptiert. Der Aufsichtsrat des krisengebeutelten Konzerns will endlich einen neuen Vorstandsvorsitzenden präsentieren.
In den vergangenen Monaten waren Gerüchte, Halbwahrheiten und Verschleierungen ins Land geflossen. Die 23.000 Beschäftigten sind noch verunsichert, ob sie davonlaufen, sich dem Schicksal ergeben oder gegen den Strom kämpfen sollen. Viele von ihnen setzen ihre ganze Hoffnung auf den Nachfolger des auf Druck der Banken zurückgetretenen Friedrich Hennemann.
Der muß die tägliche Liquidität des Konzerns wieder herstellen, das Vertrauen der Banken sowie der Aktionäre zurückgewinnen, einen klaren, für alle Beteiligten durchschaubaren Kurs einschlagen und die Vulkan-Aktie wieder „salonfähig“ machen. Er soll die Arbeitsplätze sichern und darf den Konzern nicht zum Spielball der Politik werden lassen. In diesem Zusammenhang erwartet den Neuen womöglich die schwerste Aufgabe: die Unstimmigkeiten zwischen Betrieben und Landesregierungen in Bremen und Mecklenburg-Vorpommern zu bereinigen.
Aktuell geht es dabei um Fördergelder der Europäischen Union (EU), die für die Ost-Werften gedacht waren, aber nach Bremen geflossen sein sollen. Der stellvertretende Aufsichtsratschef des Vulkan, Frank Teichmüller, hat gestern diese Vermutungen zurückgewiesen. Wie in jedem Konzern gebe es auch beim Vulkan eine Konzentration des Geldes. Darüber seien die EU wie die Landesregierung von Mecklenburg-Vorpommern informiert gewesen. Teichmüller konnte gestern in Schwerin allerdings auch einen Zusammenbruch des Vulkan Verbundes nicht völlig ausschließen. Dies wäre aber die schlechteste aller Möglichkeiten, sagte er. Nach seinen Angaben sollen Gutachten, die Aufschluß über den aktuellen Liquiditätsstand und die Lage des Konzerns geben, am 18. Dezember vorgelegt werden. Das Krisenmanagement im Konzern in den vergangenen Monaten bezeichnete er als „Katastrophe“. dpa
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