: Ein Büro – zwei Gutachten
■ Vulkan-Wirtschaftsprüfer sollen widersprüchliche Papiere verteilt haben
Brüssel (taz/dpa) – Die Wirtschaftsprüfgesellschaft C&L Treuarbeit soll unterschiedliche Kontrollberichte über die Verwendung der Fördergelder für die ostdeutschen Vulkan-Werften angefertigt haben. Wie ein Sprecher der Brüsseler EU-Kommission gestern erklärte, liegen der Behörde Informationen aus Bonn vor, daß es zwei widersprüchliche Testate gegeben hat. Einerseits soll ein internes, für die Führung des Bremer Vulkan Verbunds bestimmtes Papier existieren. Darin stünden „wahrscheinlich alle schlechten Nachrichten“, vermutet die EU- Kommission. Ein davon abweichendes Papier sei hingegen für die Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben (BvS) geschrieben worden. In diesem Gutachten bestätigen die Wirtschaftsprüfer die korrekte Verwendung der Hilfsgelder, so mutmaßt die EU-Kommission.
Die BvS sah sich gestern vor Redaktionsschluß nicht in der Lage, zu erklären, warum sie nicht früher auf die Warnungen aus Mecklenburg-Vorpommern reagiert hat. Wirtschaftsminister Harald Ringstorff hatte nach Aussage seines Sprechers schon im Herbst letzten Jahres mehrfach auf die desolate Wirtschaftslage des Bremer Vulkan hingewiesen. Angeblich wurde er von der BvS mit der Bemerkung abgewiesen, er solle den Vulkan nicht schlechtreden. Die BvS stellte sich in den letzten Tagen selbst so dar, als sei sie von der Entwicklung völlig überrascht worden.
Die betroffenen ArbeitnehmerInnen organisierten indessen gestern Demos und Aktionen in Wolgast, Wismar, Bremerhaven, Bremen, Wilhelmshaven, Emden, Leer und Papenburg.
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