piwik no script img

Alles rein zufällig

■ PCB-Messung in Schulen in der Kritik

Kopfschmerzen, Müdigkeit, Appetitlosigkeit: Hamburgs SchülerInnen haben nicht nur mit dem Lehrplan, sondern auch mit giftigen Gasen zu kämpfen. Seit gestern wird an 77 Schulen überprüft, ob und wieviel PCB in der Luft liegt. Die Polychlorierten Biphenyle (PCB), früher unter anderem als Fugenmaterial im Bau eingesetzt, sind seit 1989 verboten. Ihre Ausgasungen reichern sich im Fettgewebe des Menschen an und können noch nach Jahren das Immun- und Nervensystems schwächen und eventuell sogar Krebs auslösen.

Bundesweit gelten Konzentrationen unter 300 Nanogramm PCB pro Kubikmeter Luft als tolerabel, über 3.000 Nanogramm sollte unverzüglich saniert werden. Da die Kids dem Gift höchstens acht Stunden pro Tag ausgesetzt sind, hat Hamburg die Sanierungsgrenze auf 5.000 Nanogram PCB pro Kubikmeter hochgeschraubt. In Hessen dagegen gelten bereits 1.000 Nanogramm als sanierungsbedürftig. Für Angela Marx-Siebdrath, Mitglied der Elternkammer, ein Skandal: „Kinder in Hamburg müssen im Vergleich zu Hessen um den Faktor fünf restistenter sein.“

Die GAL kritisiert neben den hohen Grenzwerten vor allem das Meßverfahren. Die Umweltbehörde will die Schulräume für jeweils zwei Stunden nach PCB untersuchen. „In warmen Räumen breitet sich PCB stärker aus“, so Wilfried Karmaus vom NORDIC-Institut für Gesundheitsforschung, „damit sind die Messungen rein zufällig“.

Die GAL legt heute in der Bürgerschaft einen Antrag zur Änderung des Meßverfahrens vor. „Der Antrag wird bestimmt abgelehnt“, fürchtet der GAL-Abgeordnete Holger Matthews lakonisch. Der Ergebnisbericht der Messungen soll laut Schulbehörde bis zum 11. Juli vorliegen. Sonja Schmitt

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen