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■ H.O.T.Der Juwelier für schüchterne Männer

Noch vor einem halben Jahr tobte der Streit um H.O.T. Eigentlich hätte der Teleshoppingkanal gar nicht auf Sendung gehen dürfen. Mehr als eine Stunde Teleshopping pro Tag verstößt nämlich gegen den Rundfunkstaatsvertrag. Aber weil der ohnehin gerade liberalisiert wird und eigentlich ja niemand etwas gegen Teleshopping als neuen Wirtschaftszweig hat, ließen die bayerischen Medienwächter den Kanal im Oktober auf Sendung gehen, gegen den Protest anderer Medienanstalten: erst in einem Kabelpilotprojekt und seit Dezember auch über den Astra- Satelliten 1D.

Mittlerweile können ihn über Satelliten 3,2 Millionen Kabelbesitzer empfangen. Jetzt will der Sender, der dem Versandhaus Quelle (50 Prozent), Thomas Kirch (40 Prozent) und dem Pro 7- Chef Georg Kofler (10 Prozent) gehört, in einigen Ballungsraumsendern Fenster von einer Stunde Dauer belegen (IA Berlin – künftig unter dem Namen Puls TV zu empfangen –, Franken Fernsehen, Drehscheibe Dresden und Leipzig Fernsehen). Während in den USA 82 Prozent der KundInnen beim Homeshopping Frauen sind, kommen bei H.O.T. 54 Prozent der Bestellungen von Männern – nicht selten für Schmuck. „Die Hemmschwelle ist da offenbar für manche niedriger als beim Gang zum Juwelier“, vermutet Pressesprecherin Karoline Gallasz. Schmuck liegt denn auch ganz vorn in der Liste der verkauften Artikel, zusammen mit Sport- und Fitneßartikeln. Gleich danach folgen Weine und Reisen. Von letzteren abgesehen, kommt das Gewünschte, so wird uns versichert, spätestens innerhalb von drei Tagen per Post oder Spedition. Damit, daß fast jedes fünfte Paket wieder zurückgeschickt wird, zeigt man sich bei H.O.T. zufrieden. Normal seien im Versandhandel 30 Prozent.

In die schwarzen Zahlen will H.O.T. in drei bis fünf Jahren kommen, mit einem Umsatz von 300 bis 500 Millionen Mark. Und da der Markt auf mittelfristig eine Miliarde geschätzt wird, hätten da noch zwei Konkurrenten Platz. Die haben sich auch schon bei den Medienanstalten gemeldet: der US-Sender QVC und der schwedische Konzern Kinnevik.MR

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