: Keine klaren Mehrheiten
■ Indische Kongreßpartei verliert. Hindu-Nationalisten der BJP legen zu
Neu-Delhi (AFP/dpa) – Die Parlamentswahlen in Indien haben vermutlich keine klaren Mehrheiten erbracht. Nach einer Wählerbefragung des staatlichen Fernsehens dürfte die oppositionelle Bharatiya-Janata-Partei (BJP) künftig die stärkste Fraktion stellen. Die hinduistischen Nationalisten kämen demzufolge auf 192 Abgeordnete, die Kongreßpartei des bisherigen Premierministers Narasimha Rao nur auf 142. Da zur Regierungsbildung jedoch 273 Abgeordnete erforderlich sind, müssen die großen Parteien Koalitionpartner suchen. Die BJP will sich dieser Aufgabe stellen, um „die erste ehrliche Koalitionsregierung“ des Landes zu bilden. Das Endergebnis wird nicht vor Freitag erwartet.
Sollten sich die Zahlen bestätigen, wäre es das schlechteste Ergebnis der Kongreßpartei seit der Unabhängigkeit Indiens von Großbritannien im Jahre 1947. Bislang stellte die Kongreßpartei 232 Abgeordnete. Die BJP hatte bei den Parlamentswahlen vor fünf Jahren 119 Sitze gewonnen. Jetzt schaut alles auf die Mitte-links-Allianz, der dritten politischen Kraft des Landes. Deren Vorsitzender Vishwanath Pratap Singh sprach sich gegen eine Koalition seines Bündnisses mit der Kongreßpartei von Raos aus. Singh hatte 1989 unter Beteiligung der BJP regiert. Die Koalition war jedoch nach einem Jahr wegen des Rückzuges der BJP auseinandergebrochen.
In der größten Demokratie der Welt waren rund 590 Millionen Menschen an drei verschiedenen Wahltagen aufgerufen, einem der mehr als 14.200 Kandidaten ihre Stimme zu geben. An der Wahl beteiligten sich etwa 58 Prozent der Stimmberechtigten, zwei Prozent mehr als noch vor fünf Jahren. Die jetzigen Wahlen werden erst Ende Mai mit der Stimmabgabe für die letzten vier Parlamentssitze in Kaschmir abgeschlossen sein. Insgesamt starben bei Auseinandersetzungen im Zusammenhang mit der Parlamentswahl mehr als 80 Menschen – „ein guter und friedlicher Verlauf“, sagte M.S. Gill von der Wahlkommission.
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