: Klebende Badehosen und Wasserenthärter
■ betr.: „Das Ende des Elends der Sportler“, taz vom 6.8. 96
Sitzen denn nur Hetero-Männer in der Wahrheit-Redaktion? Turmspringer haben einen formschönen Körper zu bieten, muskulös, nahezu fettfrei ... Susanne, Berlin
Was für eine Art von Ausrüstung haben Turmspringer? Eine sicherlich interessante Frage, deren Antwort sich dem Fernsehzuschauer nicht erschließt. Aber: Dieser fast nackte Mensch, der sich artistisch in die Tiefe stürzt, kommt auch nicht mehr ohne eine Vielzahl hochtechnisierter Ausrüstungsgegenstände und Trainingshilfen aus.
Da wäre zunächst der Wasserenthärter, der gerade beim Training Verletzungen vorbeugen hilft. Die TurmspringerInnen der Weltspitze verbrauchen täglich 50 Liter dieser teuren Chemikalie. Ein 50-Liter-Kanister kann das Wasser eines durchschnittlichen Sprungbeckens für etwa 5 Stunden (normale Trainingsdauer) „weich machen“, so daß schmerzhafte Bauch- und Arschbomben samt innerer Blutungen ausgeschlossen werden können.
Helme sind unersetzliches Trainingsutensil, seit sich das Aufschlagen mit dem Hinterkopf auf das Brettende als schädlich für das Gedächtnis und somit nachteilig für eine reibungslose Erinnerung und Durchführung von Kür- und Pflichtelementen erwiesen hat.
Klebende Badehosen sind der letzte Schrei bei den Springern, nachdem in der Vergangenheit der letzte Schrei viel zu oft den Kehlen des Hallenpublikums entwich, das sich über den nackt dem Becken entsteigenden Springer entzückte oder entsetzte. Die neuen Hosen sind auf der Innenseite mit einer klebenden Folie versehen, die nach dem Anziehen mit der Haut vulkanisiert. Teuer, schmerzhaft, schamhaft sinnvoll.
Bungee-Seile, logisch – für das Training im Trockendock.
Spitzhacken für das Freischlagen von Eislöchern in der Wintersaison, wenn kein Hallenbad am Platze vorhanden. Hand in Hand gehen hiermit natürlich auch Thermo-Neoprenanzüge, Fäustlinge am Wollfaden und Pudelmützen. Dies sind nur einige von vielen Ausrüstungsgegenständen – auch mir sind als Laien nicht alle bekannt. Ich hoffe, ich konnte etwas Licht ins Dunkel dieser geheimnisvollen Randsportart bringen. Rettet die taz! Oliver Bentz, Münster
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