Ganz privat im Schanzenpark

Eimsbüttel: SPD-Geschäftsführer will Sternschanzenpark an BewohnerInnen verpachten, um Drogenszene zu vertreiben  ■ Von Heike Haarhoff

Der Sternschanzenpark soll privatisiert werden: Eine Genossenschaft aus Schanzenviertel-BewohnerInnen könnte über den Zugang zu der städtischen Grünfläche bestimmen; und Parkwächter, eventuell Langzeitarbeitslose, würden für eine „dealerfreie Naherholungsfläche“sorgen. Das schlägt der Geschäftsführer der SPD-Eimsbüttel, Thomas Böwer, vor. Ob der Park „verkauft, verpachtet oder vermietet“werde, sei offen.

Klar hingegen ist für Böwer, „daß man ein Hausrecht schaffen muß“, um die Drogenszene zu vertreiben. Platzverweise allein, das lehre die Erfahrung aus St. Georg, „bringen nichts, weil die Leute ein paar Stunden später wieder da sind“. Daher sei die „genossenschaftliche Lösung“der einzige Ausweg: „Wenn Leute nicht mehr in den Park gehen, weil sie sich belästigt fühlen, dann ist der Park nicht mehr öffentlich – unabhängig davon, daß die Situation objektiv vielleicht weniger schlimm ist als subjektiv wahrgenommen.“

Auch die Deutsche Bahn als Betreiberin der S-Bahnstation Sternschanze solle ihren Beitrag zur dealerfreien Zone leisten, fordert Böwer. Sie müsse den Bahnhof mit einer „hellen und freundlichen Architektur optisch aufmöbeln“. So könne eventuell das Hotel im Wasserturm im Sternschanzenpark doch noch gerettet werden. Vorige Woche hatte der Münchner Geschäftsführer der Hotelkette „Mercure“, Hans-Peter Kolditz, erklärt, aus der Planung aussteigen zu wollen, sollte sich an der Drogenszene „im Umfeld“nichts ändern.

Böwer sucht Widerständen aus den eigenen Parteireihen vorzubeugen – City-Händler waren mit der Forderung nach Verpachtung von Bürgersteigen jüngst an der SPD gescheitert: Keinesfalls solle der Park an einen privaten Investor verkauft werden, so Böwer. Die Genossenschaft müsse „aus Leuten aus dem Viertel“bestehen. Auch sei ihm bewußt, „daß das kein Allheilmittel ist, um das Drogenproblem in den Griff zu kriegen“. Dazu bedürfe es der Legalisierung auf Bundesebene.

„Höchst problematisch“findet Eimsbüttels Bezirkschef Jürgen Mantell (SPD) die Idee der Park-Verpachtung. „Man kann keinen Zaun um einen öffentlichen Raum ziehen.“Denkbar sei dagegen, „Park-Patenschaften“an die BewohnerInnen zu vergeben. So könne das Verantwortungsbewußtsein gestärkt werden. Auch über „härteres polizeiliches Vorgehen“sei nachzudenken. „Das geht aber nur, wenn wir im Gegenzug auch bessere Angebote haben: ein Afrikaner-Zentrum oder Treffpunkte und Beratung für minderjährige unbegleitete Flüchtlinge.“

Für den SPD-Bürgerschaftsabgeordneten und Schanzenbewohner Günther Mertens ist die Park-Genossenschaft eine „Schnapsidee“. „Wie kann man Gemeinflächen verpachten wollen“, das sei eine „Idiotie“. Das Schanzenviertel brauche weder einen privaten Park noch ein Hotel im Turm, sondern „eine vernünftige Drogenpolitik und Fixerstuben“. Jetzt gelte es, politisch Druck zu machen, „damit der Investor den Wasserturm an die Stadt zurückgibt“. Anschließend solle dann „auf privatwirtschaftlicher Basis geguckt werden, wie man im Wasserturm eine gesponserte Gemeinschaftseinrichtung hinkriegt“. Notfalls helfe eben nur noch Pragmatismus: „Dann muß man dem Viertel, Denkmalschutz hin oder her, eben die Frage stellen, ob man den Wasserturm nicht lieber abreißt.“