„Sie müssen schon in Ihrer Zone bleiben“

■ AnwohnerInnen-Parken in St. Pauli-Nord ab 1. September: Heftiger Streit beim BürgerInnen-Hearing um die lästigen Fremdparker, Gebühren und Parkuhren

„Der Fremdparker...“Johlen, Pfiffe im Saal. Peter Schott von der Tiefbauabteilung-Mitte versucht erneut, gegen die 300 aufgebrachten Menschen anzuschreien: „Der Fremdparker soll verdrängt werden.“Das ist seine Message für St.-Pauli-Nord an diesem Dienstag abend in der Grundschule Kleine Freiheit, und es ist eine gute Nachricht, findet Schott.

St.-Pauli-Nord, dieses allabendlich von motorisierten Dom-, Reeperbahn- und Fußballbesuchern heimgesuchte Wohngebiet auf dem Kiez, soll endlich ein anwohnerfreundliches Parksystem bekommen. Ab 1. September soll „Anwohner-Parken“zur Entlastung von auswärtigem Verkehr beitragen. Nördlich der Reeperbahn, östlich der Kleinen Freiheit und südwestlich der Budapester Straße sind künftig 70 Prozent der Stellflächen für Anwohner reserviert. Wer im Einzugsgebiet gemeldet ist oder ein Gewerbe betreibt, kommt für 60 Mark jährlich in den „Genuß“eines Parkberechtigungsscheins.

„Dieses Papier ist zum Hinternabwischen“, tönt es zurück. Die meisten haben erst vor wenigen Tagen zufällig davon erfahren. „Über unsere Köpfe hinweg wurde das entschieden!“Gefragt wurde niemand – weder vom Bezirksparlament noch von den Gutachtern, die die „bodenlose Frechheit“entwickelten: Die meisten Plätze sind nur zwischen 18 und 8 Uhr für Anwohner reserviert; vorher kann hier parken wer will – gebührenpflichtig. „Soll ich tagsüber um den Block kurven, um keinen Strafzettel zu kassieren“, fragt einer.

„Sie denken doch nur ans Abkassieren“, ruft eine Frau. Die Anwohner müßten jetzt 60 Mark bezahlen, „ohne Parkgarantie“. Doch doch, verspricht ein Verkehrspolizist „verstärkte Polizeikontrollen“und „Abschleppdienste“. „Die kommen doch gar nicht durch die engen Straßen durch“, brüllt es zurück. Touristen hätten folglich keinen Anreiz, die Vorschriften zu respektieren, Anwohner dagegen weiter um ihren Parkplatz zu kämpfen. „Sie müssen eben in Ihrer Zone bleiben“, entgegnet Schott. „Wie in der DDR“, ruft einer.

Die Gewerbetreibenden fürchten um ihre Kunden, die nicht mehr parken können sollen, und alle wissen: das Anwohner-Gebiet ist viel zu klein, als daß Verkehr wirkungsvoll verdrängt werden könnte. Bestenfalls werde es einen Verlagerungseffekt in angrenzende Wohngebiete geben. Daran, den auswärtigen Verkehr bereits am Stadtrand abzufangen und mit Zubringerbussen zur Reeperbahn zu bringen, hat niemand gedacht. Heike Haarhoff