„Lieber Revi als nichts“

■ Sanierung light für Rothenburgsort, und trotzdem sind alle froh

Rothenburgsort. 3.600 Menschen, viele arbeitslos, viele arm, viele ausländisch. Backsteinrote Mietshäuser, Pavillon-Läden, verfallene Industrie- und Gewerbehallen. Seit dem Wiederaufbau in der Nachkriegszeit hat sich wenig getan. Die Insellage zwischen Bahngleisen im Norden, Elbbrücken und Autobahn im Westen und Billwerder Bucht im Süden „zieht nur noch die an, die auf billigen Wohnraum angewiesen sind“, weiß Marion Hartung von der Stadtteilinitiative.

„Modernisierungs- und Instandsetzungsbedarf“erkennt auch Stadtentwicklungssenator Thomas Mirow (SPD). Bereits 1995 beauftragte er die Bremische Gesellschaft für Stadterneuerung, zu untersuchen, ob Rothenburgsort sich als „Sanierungsgebiet“eigne. Ja, war die Antwort. Nein, entschied der Senat gestern: keine Knete.

40 Millionen Mark würde die Sanierung der 1.750 Wohnungen, Straßen, Grünflächen sowie der Neubau von Jugendzentren bis 2008 kosten. Statt dessen, so Mirow bedauernd, bekomme Rothenburgsort nun ab 1998 die Variante „light“, im Stadtplanerdeutsch „Revitalisierung“genannt. 21 „Revi-Gebiete“kämpfen jährlich um den Neun-Millionen-Mark-Topf. Wieviel für Rothenburgsort abfallen wird, mochte Mirow nicht sagen. Nur soviel: 40 Millionen werde es wohl auch kosten.

Warum dann die Aufregung? Im Unterschied zur Sanierung wird mittels „Revi“nur das „Wohnumfeld“(Plätze, Straßen-Pflanzenkübel, Wegweiser) verschönert. Die Stadt hat weniger Rechtseinfluß, Immobilienspekulation zu verhindern. Gebäudesanierung ist gesondert zu beantragen. Oder sie erfolgt durch den Vermieter. Das hat die stadteigene GWG als Haupt-Eigentümerin für 1998 zugesichert.

Nicht nur deswegen ist die Initiative „erfreut“, daß es „besser Revi als nichts“gibt: Die Stadt habe Bürgerbeteiligung zugesichert, „was sie nicht mußte“. Die Behörde ihrerseits hofft auf „größere Flexibilität bei der Mittelvergabe“, wenn 1998 das Geld aus Armutsbekämpfungsprogramm und Revitalisierung zusammengelegt oder gar aufgestockt werden. Heike Haarhoff