Ohne Miete und Moral

■ Städtische Sprinkenhof AG verdient glänzend trotz „betrügerischer Mieter“

Es werde „immer teurer, alte Büro- und Gewerberäume herzurichten“, wehklagte gestern der Vorstandsvorsitzende der stadteigenen Sprinkenhof AG, Karl-Heinz Ehlers. Der „Verfall der Mieten“sei kaum zu stoppen. Gleichzeitig müsse Sprinkenhof, per Generalmietvertrag mit der Vermietung und Bebauung von rund 460 städtischen Grundstücken beauftragt, „mit erheblichem Aufwand“die meist ältlichen Gebäude instandsetzen, wärmedämmen und lärmschutzisolieren, „um überhaupt konkurrenzfähig zu bleiben“.

Und dann die Mieter: Deren „Moral“, ereiferte sich Ehlers, nehme „in erschreckendem Umfang ab“. Häufig zahlten die Nutzer der städtischen Gewerbehöfe „bis zu einem Jahr keinen Pfennig Miete“, um sich dann („Sie kennen ja die deutschen Gerichte“) ungehindert „nach Polen“abzusetzen, weiß Ehlers aus seiner Erfahrung als feierabendlicher CDU-Bürgerschaftsabgeordneter. Offenbar aber bescherten die „betrügerischen Aktivitäten“(Ehlers) seinem Unternehmen trotz allem ein glänzendes Geschäftsergebnis: Der Umsatz stieg 1996 auf 106,6 Millionen Mark (1995: 104,1 Millionen); das defizitäre Staatssäckel beglückte Sprinkenhof mit 64,6 Millionen Mark (1995: 63 Mio.).

Daß die Stadt das florierende Unternehmen verkaufen könnte, hofft Ehlers nicht: „Wir haben doch einen städtebaulichen Auftrag.“An der Budapester Straße 8 in St. Pauli beispielsweise läßt er gegen den Willen vieler Anwohner ein Gründerzeit-Haus abreißen. Der Erhalt sei zu teuer, über die Weiterverwertung des Grundstücks müsse die Stadt entscheiden.

Die Sprinkenhof AG hat daneben den Bau der Galerie der Gegenwart abgewickelt, saniert das Rathaus und wird 1997 das neue Polizeipräsidium bauen. Trotz aller Bemühungen stehen drei Prozent des Bestands leer. Vermeidbar, findet Ehlers und fordert, daß umzugswillige Ämter sich künftig nicht mehr auf dem Büromarkt umsehen dürfen, sondern erstmal gucken müssen, was Sprinkenhof im Angebot hat. Doch bei den Behörden, die seine unattraktiven Schuppen kennen, stoße er „auf wenig Gegenliebe“. Heike Haarhoff