: Unterm Strich
Im Mülheimer Theater an der Ruhr sind an sechs Abenden vom 26. Oktober an Inszenierungen aus den Republiken Jugoslawien, Kroatien, Bosnien und Slowenien zu sehen. Das Ganze heißt dann Festival „Theaterlandschaft Post-Jugoslawien“ und soll dem hiesigen Publikum die Gelegenheit bieten – so Theaterleiter Roberto Ciulli –, den Balkan „nicht nur als Krisenregion wahrzunehmen“. In den Inszenierungen geht es allerdings vor allem um den Krieg und die Folgen. Das Ensemble aus Belgrad zeigt Shakespeares „Macbeth“ als „Paraphrase über die Perversion der Macht“. Die Inszenierung war während der monatelangen Demonstrationen auf den Straßen Belgrads gespielt worden. Auch die Bühnen aus Zagreb, Ljubljana oder Sarajevo setzen sich in ihren Stücken, wie etwa in Slavomir Mrozeks „Die Polizei“, vor allem mit der Gewalt und dem Zerfall der Zivilgesellschaft auseinander.
Die Pläne der Nationalsozialisten, Weimar in ein Zentrum der „völkischen“ Kultur zu verwandeln, stehen noch bis zum Sonntag im Mittelpunkt einer Tagung der Stiftung Weimarer Klassik. Germanisten, Historiker und Musikwissenschaftler diskutieren ebendort über die Versuche der Nazis, unter Berufung auf das klassische Erbe in Weimar ein nationalsozialistisches „Zeitalter“ entstehen zu lassen.
Bereits Anfang der 30er Jahre habe es Pläne der Thüringer NSDAP gegeben, nach dem klassischen „goldenen“ und dem musikalischen „silbernen“ Zeitalter Weimars ein „drittes“, nationalsozialistisches Zeitalter zu begründen. Die weitgereiften Pläne zur Neugestaltung eines sogenannten dritten Weimars umfaßten nach Stiftungsangaben Repräsentationsbauten, neue Straßenzüge und ein Wohnviertel um den Neubau des Goethe-Nationalmuseums. Gleichzeitig wurde der Beschluß zum Bau des Konzentrationslagers auf dem Ettersberg von der NS-Kulturgemeinde mitgetragen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen