piwik no script img

Unterm Strich

Die Buchmesse ist vorbei, und die schöne Übereinstimmung der meisten Branchenangehörigen, daß die Aufhebung der Buchpreisbindung ein Werk des Teufels sei, hat den Höllensprecher selbst ans Mikrophon gelockt. Der EU-Wettbwerbskommissar Karel van Miert hat erneut unterstrichen, daß er gegen die grenzüberschreitende Buchpreisbindung in Deutschland und Österreich vorgehen wird. In einem Gespräch mit der Welt wehrte sich van Miert gegen den Vorwurf, er greife damit in die vertraglich zugesicherte Souveränität der Einzelstaaten ein. Beihilfen für die Kultur seien zwar erlaubt, und „wenn Deutschland eine nationale Regelung in diesem Bereich schafft, haben wir nichts dagegen, da greifen wir nicht ein“. Aber wenn die Regelungen grenzüberschreitend werden, müsse die Kommission aktiv werden. „In Deutschland festgeschriebene Buchpreise dürfen nicht in Österreich gelten.“ Buchpreisbindungen sind nach van Mierts Auffassung keine Bestandsgarantie für kleine Buchhändler. In Frankreich, wo es nationale Preisbindung gebe, werde ein Viertel aller Bücher über die großen Ketten verkauft, „da bleibt nicht viel für die Kleinen“. Und der deutsche Markt werde bereits jetzt über den Internethandel angegriffen. Deshalb erwartet Karel van Miert vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels „vernünftige Vorschläge“ und nicht wie bislang „nur öffentlichen politischen Druck“.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen