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Humanist, Kosmopolit, kosmischer Mensch

betr.: „Das Geheimnis des Waldemar L.“, taz mag vom 7./ 8. 11. 98

[...] Nicht nur in seiner Praxis, die er, später querschnittsgelähmt und im Rollstuhl bis ins hohe Alter führte, war er Freund, Therapeut und Helfer in guten und schlechten Tagen. Immer stellte er sich in den Dienst für andere Menschen. Seine besondere Liebe und Zuwendung galt jenen, die man auch heute noch lieber ausgrenzt, als sie in die menschliche Gemeinschaft aufzunehmen, den geistig Behinderten, Hirnverletzten und Entrechteten.

Diesen Zusammenhang zu betonen heißt nicht, Wladimir Lindenberg als „Inkarnation eines Fast-Heiligen“ und damit „gottgleich“ anzubeten (vgl. Artikel Peter Krüger). Es geht vielmehr darum, das Lebenswerk eines Menschen zu würdigen, der von Kindesbeinen an seine persönliche Kraft eingebettet wußte in eine höhere, geistige Macht, die ihn, den Menschen in all seinen Irrungen und Zweifeln, in eine ethische Selbstverantwortung führte. Damit können wir ihm, wie jedem anderen Gepeinigten und Gequälten, der die Leidenszeiten seines Lebens durchwandert hat, ohne an ihnen zu zerbrechen, eher gerecht werden.

[...] Wladimir Lindenberg auf einen prominenten Mediziner zu reduzieren ist nur mit sehr eingeschränkter Sichtweise möglich. Dem Autor ist es nicht gegeben, in ihm den Humanisten und Kosmopoliten, eben den kosmischen Menschen, zu erkennen und darzustellen. Peter Krüger wollte Geheimnisse enthüllen. Selbst wenn wir annehmen, daß ihm das gelungen ist, so hat er bei der Suche nach den Geheimnissen leider versäumt, die wahre Lebensleistung Wladimir Lindenbergs zu beschreiben. Christine Rackuff, Vorstand der Wladimir-Lindenberg-Gesellschaft

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