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Unterm Strich

Writer's Block revisited: Seit bald 30 Jahren hat J.D. Salinger nichts mehr veröffentlicht. Nachdem all die Jahre darüber spekuliert wurde, ob der Autor von „Der Fänger im Roggen“ tatsächlich sein schreiberisches Talent verloren habe, deckt nun die Sunday Times auf: Der mittlerweile 80jährige Salinger hat 15 fertige Bücher in seinem Safe lagern. Wie die Berliner BZ berichtet, haben sogar Augenzeugen das gewaltige Konvolut in Salingers Haus in Cornish, New Hampshire, gesehen. Weil der Autor allerdings sehr scheu ist, so die BZ, wolle er nicht zur Veröffentlichung gedrängt werden – schließlich verhindere der Kontakt mit der Außenwelt Kreativität. Es fragt sich bloß, warum der zurückgezogene Salinger dann irgendwelchen Leuten seinen Safe aufsperrt, damit sie an seiner Statt bei der Sunday Times beziehungsweise BZ anrufen. Das klingt doch eher nach sauberer PR- Arbeit. Oder nach einer Ente.

Keine Probleme mit dem Writer's Block hat dagegen Norbert Gstrein. Der von Günter Grass gestiftete Alfred-Döblin-Preis für unveröffentlichte und noch nicht fertiggestellte Manuskripte geht in diesem Jahr an den in Zürich lebenden österreichischen Autor. Die Preissumme beträgt 20.000 Mark, wie am Montag das Literarische Colloquium Berlin (LCB) mitteilte. Die Preisverleihung für Norbert Gstrein findet am 16. April in der Akademie der Künste Berlin-Brandenburg statt.

Der 74jährige Science-fiction- und Horror-Autor Ray Russell ist im Alter von 74 Jahren in Los Angeles gestorben. Laut New York Times erlag er bereits am 15. März in einem Pflegeheim den Folgen eines Herzinfarkts. Neben sieben Romanen schrieb der Thrillerspezialist Geschichten, die in einschlägigen Anthologien veröffentlicht wurden. Dort muß ihn auch Stephen King entdeckt haben. Immerhin ist Russells „Sardonicus“ von 1960 für King „eine der besten Modern-Gothic-Stories, die jemals geschrieben wurden“. Die Geschichte über einen Mann, dem allerlei gruselige Dinge zustoßen, weil er auf der Suche nach einem Lottoschein den Sarg seines Vaters ausgegraben hat, wurde 1961 als „Mr. Sardonicus“ verfilmt.

Disney's Animationsepos „Mulan“ ist nach seinem Start in der Volksrepublik China schwer gefloppt. Nach Berichten der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua hat der Film nach drei Wochen Laufzeit in der Provinz Hunan nur 30.000 Dollar eingespielt. Neben den Box-office-Ergebnisse sind auch die Kritiken einigermaßen vernichtend: Als Hauptfigur hätte die legendäre Freiheitskämpferin Mulan in der Disney- Fassung zu sehr nach einer „Fremden“ ausgesehen. Außerdem stimme ihr Verhalten als Zeichentrickcharakter nicht mit der wirklichen Person überein, die das chinesische Volk aus den Sagen kennt. Offenbar sieht man diese Mängel in Shanghai genauso: Dort gingen bloß 200.000 Besucher in die Vorstellungen.

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