: Ein Zeichen der Gleichbehandlung
betr.: „Lügen im Namen Gottes“, intertaz vom 21. 2. 00
[...] Eberhard Seidel stellt in seinem Artikel die personellen Verflechtungen zwischen der Islamischen Föderation Berlin und Milli Görüs dar, dem politischen Arm des Islamisten Necmettin Erbakan in Deutschland. Aus diesen Verflechtungen lässt sich jedoch nicht ableiten, dass die Islamische Föderation eine politische Organisation ist, die keinen Religionsunterricht erteilen dürfte. Da bisher keine extremistischen Vergehen belegt sind, scheint die Anerkennung für das Gericht die richtige Konsequenz.
Bis zur Erteilung von Religionsunterricht wird allerdings noch etwas Zeit vergehen, denn die Lehrinhalte müssen von der Schulverwaltung erst geprüft werden. Und genau hier müssen die Anstrengungen der demokratischen Öffentlichkeit nun liegen. In welcher Form ist ein islamischer Religionsunterricht denkbar? Welche Kriterien der Demokratie- und Verfassungstreue muss ein islamischer Religionsunterricht erfüllen und wie lassen sie sich kontrollieren? Welche anderen islamischen Gemeinden müssen für den Unterricht zugelassen werden? Undenkbar ist der Unterricht in einer anderen als der deutschen Sprache, da die Kontrolle der Inhalte kaum möglich wäre. Aus meiner Sicht ist die Anerkennung als Religionsgemeinschaft vor allem ein Zeichen der Gleichbehandlung. Lässt sich allerdings eine Beteiligung der Islamischen Föderation oder anderer künftig anerkannter Religionsgemeinschaften an verfassungsfeindlichen oder militant fundamentalistischen Aktivitäten nachweisen, muss der Status der Religionsgemeinschaft auch wieder entzogen werden und damit das Recht, Religionsunterricht zu erteilen.
Die einzige Alternative zum Islamunterricht wäre die Abschaffung des konfessionellen Religionsunterrichts an Berliner Schulen, gegen den Widerstand der Kirchen. Andreas Kapphan, Berlin
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen