: chronik
Ein Dorf schweigt
Am 16. Juni 1996 hatten zwei Jugendliche in dem Dorf Mahlow südlich von Berlin drei englische Bauarbeiter jamaikanischer Herkunft in einer Verfolgungsjagd die Dorfstraße langgejagt. Bei Tempo 150 warfen sie einen Feldstein in deren Wagen. Noël Martin verlor die Kontrolle über das Auto und knallte gegen einen Baum. Seitdem ist er querschnittsgelähmt (taz berichtete). Als Antifagruppen und die PDS eine Demonstration gegen Fremdenfeindlichkeit organisierten, ließen sich nur einige wenige Mahlower am Straßenrand blicken.
Obwohl das Dorf zu den Zentren rechter Gewalt in Brandenburg gehört, ist es immer wieder zu schlimmen Vorfällen gekommen. In der Silvesternacht 1997 wurde einer 14-jährigen Berlinerin bei einer privaten Feier das Kopfhaar geschoren und ein Hakenkreuz auf die Brust gesprüht. Bei der Durchsuchung der Wohnung fand die Polizei Tonträger mit rechtsradikaler Musik. In der gleichen Nacht wurden eine 29-jährige Türkin und ihre drei männlichen Begleiter aus Berlin mit ausländerfeindlichen Parolen beschimpft und mit Flaschen und Stöcken geschlagen.
Der parteilose Bürgermeister Werner la Haine hatte Anfang 1998 prognostiziert, dass auch weiterhin mit „derartigen Vorfällen“ zu rechnen sei, weil viele Bürger Angst hätten, selbst Opfer rechter Gewalt zu werden.
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