: Angst vor Frauen mit Waffen?
betr.: „Emanzipiertes Töten“, Leserbriefe vom 6./7. 1. 01
Ich nahm zur Kenntnis, dass die Leserinnen schwiegen zum obigen Thema. Ich sende euch meine Ansichten:
Man/frau sollte die Durchsetzung einer tatsächlichen Gleichberechtigung der Geschlechter, wie sie in der Verfassung 1949 festgeschrieben wurde, begrüßen!!! 51 Jahre nach der Feststellung, dass Männer und Frauen gleichberechtigt sind, schafft es die BRD, die letzte Bastion zu nehmen. Natürlich können auch Frauen töten. Der Besitz bestimmter Geschlechtsorgane hindert sie nicht daran. Es geht hier keineswegs um einen „Deckmantel der Gleichberechtigung“, sondern um die Anerkennung, dass Frauen gleichberechtigt sind. Ihre männlichen Leser haben offenbar den letzten Schritt der Erkenntnis und des Anerkennens dieses Faktes noch nicht getan. Nebenbei bemerkt, es ist im Kriegsfall das Beste, als Frau einer Armee anzugehören. Zivile Frauen sind extrem bedroht von Folter, Verfolgung, Vergewaltigung und Tod. Soldatin zu sein, erhöht die Überlebenschancen um ein Vielfaches!
Ihre Leser üben Kritik am System Bundeswehr und beklagen, dass die (schwachen) Frauen diese Idiotie mitmachen und somit stützen. Mal abgesehen davon, dass es diesem Machosystem Bundeswehr gut tut, einen humaneren Umgang zu pflegen. Keineswegs sind alle Soldaten geeignet, diese Art des Umgangs zu verkraften. Die Ausübung von Befehlsgewalt, also von Gewalt vermeintlich Stärkerer über Schwächere, stützt das patriarchalische System und die bestehenden Geschlechterverhältnisse.
Die Umsetzung der Gleichberechtigung muss von einer grundsätzlichen Kritik an der Bundeswehr getrennt werden. Eine Bundeswehr im bekannten Sinne ist überflüssig und teuer. Hier sollte über eine generelle Abschaffung oder Umfunktionierung, zum Beispiel in einen Katastrophenschutz, nachgedacht werden. Stellen Sie sich vor: SoldatInnen, die nur eines gelernt haben: Menschen im Notfall zu helfen!
Immer noch fallen emanzipierte Menschen darauf hinein, in solchen Diskussionen Frauen als besonders schützenswert, weil vermeintlich schwach, zu kennzeichnen.
Oder haben Männer (und auch einige Frauen) Angst vor Frauen, die gelernt haben zu kämpfen, mit Waffen umzugehen und im Falle von Gewalt in der Familie zum Beispiel, sich aktiv zu schützen? Na logisch, Frauen die auch körperlich stark sind, verändern aktiv die Gewaltverhältnisse der Gesellschaft und entmachten damit gewalttätige Männer! KERSTIN DROBICK, Berlin
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