Exkönig tritt an

Simeon II. kann bei den bulgarischen Parlamentswahlen im Juni kandidieren

BERLIN taz ■ Jetzt ist es amtlich: Der frühere bulgarische König Simeon II. wird bei den Parlamentswahlen in seiner Heimat am 17. Juni antreten. Die Wahlkommission registrierte in der Nacht zu gestern seine „Nationale Bewegung Simeon II.“ im Verbund mit zwei weiteren Parteien, der Partei bulgarischer Frauen und der Bewegung für nationale Wiedergeburt „Oborischte“.

Damit hat der Exmonarch, der fast fünfzig Jahre im spanischen Exil verbachte, bereits vor den Wahlen einen Sieg errungen. Nun steht den politischen Ambitionen des Geschäftsmannes nichts mehr im Wege.

Dabei stehen die Chancen Simeons, ein passables Ergebnis einzufahren, denkbar gut. Laut einer Umfrage, die die Agentur Sova-Harris Ende April in bulgarischen Städten mit mehr als 20.000 Einwohnern durchführte, würden 42 Prozent der Wähler für die „Nationalen Bewegung“ stimmen. Die regierende Mitte-rechts-Koalition Union der Demokratischen Kräfte (UDS) von Premier Iwan Kostow müsste sich mit 16,5 Prozent bescheiden, die Sozialisten mit 15 Prozent.

Gerade Kostow, der die Sozialisten bei den Wahlen 1997 nach wochenlangen Protesten mit einer soliden Mehrheit auf die Oppositionsbänke verwiesen hatte, dürfte die Entscheidung der Wahlkommission mit gemischten Gefühlen betrachten. Noch kürzlich hatte er Mutmaßungen, die Gerichtsentscheidung gegen Simeon sei politisch motiviert, zurückgewiesen und angemerkt: „Wer Menschen benutzt, die Illusionen anhängen, setzt auf Unredlichkeit und Populismus. Hier scheinen viele Menschen ihren Workshop der Illusionen wiedereröffnet zu haben.“ Gleichwohl bot er Simeon an, auf einem UDS-Ticket in den Wahlkampf zu ziehen.

Nun denn, die Frauenpartei und die Wiedergeburtsbewegung tun es scheinbar auch. Wie überhaupt politische Inhalte für Simeon eher zweitrangig zu sein scheinen. So ist von einer signifikanten Verbesserung der wirtschaftlichen Lage innerhalb von 800 Tagen die Rede, dem Kampf gegen Korruption und der Vereinigung des bulgarischen Volkes auf der Grundlage historischer Ideale und Werte. Ein konkretes Programm? Fehlanzeige.

„Wie eine Tatsache wiederholte Simeon den Satz ‚Vertraut mir‘ allein neun Mal in einem Interview“, bemerkte die Journalistin Nadia Rozewa Green in der Central Europe Review. „Ich zweifelte an seinen Worten und dachte daran, wie schnell meine vorherige Vergötterung für den Monarchen sich über Nacht verflüchtigte.“ Auch der Politologe Deyan Kyuranow vom Institut für liberale Strategien ist, trotz der Umfragen, von Simeons politischer Attraktivität nicht überzeugt: „Simeon wirkt ein wenig wie ein Relikt, nicht aus der Zeit seines Vaters, sondern leider des Kommunismus.“ BARBARA OERTEL