Aus Sand gebaut

Im Sommer meißeln Sandhauer Skulpturen an den Strand des Ostseebades Travemünde  ■ Von Sonja Staack

Sandburgen bauen - das ist doch was für Kinder? Keineswegs! Dass weite Sandstrände auch das Kind in Mann und Frau wecken, beweisen 150 erfahrenen Konstrukteure diesen Sommer im Ostseebad Travemünde.

Zum 200. Geburtstag des drittältesten Seebades Deutschlands wollen die Sandkünstler an der Waterkant Symbole der Hanse nachbauen. Aus rund acht Millionen Kilogramm Flusssand sollen auf 5000 Quadratmetern 80 bis zu 18 Meter hohe Skulpturen entstehen.

Damit die Kunstwerke nicht vom üblichen Schicksal herkömmlicher Sandburgen ereilt werden, zerbröckeln und bald wieder als Revier des schnöden Strandtourismus herhalten müssen, benutzen die Konstrukteure eine besondere Technik: Der feuchte Sand wird zunächst in Holzformen zu riesigen Pyramiden gepresst und anschließend mit Meißeln und Spachteln bearbeitet. So können die Skulpturen den Travemündern durchaus ein halbes Jahr erhalten bleiben.

Entdeckt wurden Sandskulpturen als Kunstform schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts in den USA. Das erste europäische Sandskulpturenfestival richtete die Tourismus- und Marketingagentur Inaxi 1991 im holländischen Seebad Scheveningen aus. Bereits ein Jahr später wurde das Inaxi-Team von der World Sand Sculptors Association (WSSA) international anerkannt.

Seither trainieren die Skulpteure jährlich an den Stränden der Niederlande, die Techniken wurden im Laufe der Jahre immer weiter verfeinert, die Skulpturen höher und die Fangemeinde könnte die AOL-Arena locker doppelt besetzen. Was die Höhe betrifft hat Inaxi inzwischen alle Strandurlauber übertroffen und ist mit 17,28 m als Erbauer der größten europäischen Sandburg ins Guinnessbuch der Rekorde eingezogen.

Mit dem Travemünder Jubiläum feiert die Sandkunst nun erstmals Einzug in Deutschland. Vom 12. Juli bis zum 25. August rechnet die Travemünder Tourismuszentrale mit zahlreichen Besuchern aus dem In- und Umland.

Das Sandskulpturenfestival im belgischen Zeebrügge hatte im vergangenen Jahr weit mehr als 200.000 Menschen angezogen. Der Weltrekord beim Sandburgenbauen liegt übrigens bei 19,74 m. Wenn das keine Herausforderung für den nächsten wohlverdienten Strandurlaub ist!