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Vom Ruhrpott lernen

Neuer AStA nimmt Goldfisch als Geisel und plant einen Streik gegen Studiengebühren. Nordrhein-Westfalen bittet Studierende bereits zur Kasse

Fünf Wochen lang war der alte Uni-AStA kopflos, weil nur kommissarisch im Amt. Nach komplizierten Verhandlungen zwischen den Listen regiert nun ein Quartett aus Grünen, Regenbogenliste, unabhängiger Fachschaftsliste und „Pferdestall“-Kulturgruppe. Den Vorsitz haben die Pädagogik-Studentin Doris Wittek und Geografie-Student Sebastian Leber inne.

Nun kann auch die Aktion Goldfisch beginnen. Ein Fisch namens „gebührenfreies Studium“ soll im AStA-Büro als Geisel gehalten werden und in dem Moment sterben - die Tierschützer im AStA sprechen von „ irgendwie verschwinden“ - wenn Studiengebühren eingeführt werden. Im Rahmen der Aktionswoche vom 10. bis 15. Juni soll eine Vollversammlung über einen möglichen Streik abstimmen. „Wir hoffen, dass die Bewegung aus NRW auf Hamburg überschwappt“, sagt Sebastian Leber.

Im Ruhrpott erregen zurzeit die Pläne für noch drastischere Gebühren die Gemüter. Dort sollen alle Studierenden 50 Euro „Verwaltungsgebühr“ pro Semester zahlen und Langzeitgebühren von 650 Euro eingeführt werden. An der Universität Bielefeld wird bereits seit gestern gestreikt. In den nächsten Tagen wollen die ASten der Hochschulen in Bochum, Essen, Dortmund, Münster und anderen Rhein/Ruhr-Städten über eine Beteiligung am Streik abstimmen lassen.

Die Pläne für die Gebühren kommen vom dortigen Finanzministerium. „Es heißt, NRW muss 1,4 Milliarden Euro sparen, 90 Millionen sollen aus den Hochschulen kommen“, berichtet Nicole Kaschner vom Bielefelder AStA. Weil die Uniapparate aber bis 2004 durch einen „Qualitätspakt“ vor Sparmaßnahmen geschützt sind, wird das Geld nun von den Studis eingefordert.

Eine Wende, die auch Hamburgs Studierende ereilen kann, wenn der Senat, wie im „Letter of Intent“ vorgesehen, den Unis Etatsicherheit bis 2005 gewährt und sich plötzlich Haushaltslöcher auftun. KAIJA KUTTER

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