: Bambule vor der Räumung
Asten, GAL und Verkehrsinitiative Karoviertel fordern friedliche Lösung und Einhaltung von Zusagen. Demo der Bauwagen-Leute. SPD fürchtet, Suche nach Wohnprojekt könnte als Duldung gelten
von GERNOT KNÖDLER
Die Räumungsfrist für den Bauwagenplatz „Bambule“ im Karoviertel läuft heute ab. Eine Klage gegen die Räumungsverfügung des Bezirksamtes Mitte hatte das Verwaltungsgericht am Dienstag abgewiesen. Bei Redaktionsschluss war offen, ob die Bauwagen-Bewohner Beschwerde beim Oberverwaltungsgericht einlegen würden.
Die Asten der Universität und der HWP, die Verkehrsinitiative Karoviertel und die GAL forderten den Senat gestern auf, eine einvernehmliche Lösung mit den Bauwagen-Leuten zu suchen und von früheren Senaten getroffene Absprachen einzuhalten. Die Bauis selbst besetzten für einige Stunden mit Bussen und Lastern die Hundewiese an der Simon-von-Utrecht-Straße und zogen danach über die Reeperbahn ins Schanzenviertel.
Die Bauwagen-Leute verwiesen darauf, dass sie mit dem Senat seit 1995 über ein gemeinschaftliches Wohnprojekt als Ersatzquartier für den Wagenplatz verhandelt hätten und ihnen ein solches versprochen worden sei. Das Verwaltungsgericht habe das nicht zur Kenntnis genommen und sich dabei von den Vertretern des Bezirksamtes täuschen lassen. Sie verlangten Verhandlungen, die Erhaltung der Bauwagenplätze und die Möglichkeit, frei über die gewünschte Wohnform entscheiden zu können.
Als Ersatz für den seit Jahren geduldeten Bauwagenplatz sind verschiedene Häuser diskutiert worden: Die benachbarte Karolinenstraße 27 gilt als zu marode. als dass eine Sanierung, selbst bei Mitarbeit der künftigen Bewohner, bezahlbar wäre. Gleiches führte die Saga bei der Talstraße 67 ins Feld. Dem Vernehmen nach kämen weitere Häuser in St. Pauli in Frage. Bisher sieht es aber nicht so aus, als wolle sie der Senat in Betracht ziehen.
Ihm seien solche Alternativen nicht bekannt, sagte Jan-Hinrich Fock, Fraktionschef der SPD in Mitte, der taz hamburg. Selbst wenn es sie gäbe, wären sie jedoch mit Vorsicht zu genießen. „Wenn wir jetzt anfangen, das Fass wieder zu öffnen, dann wird uns das als Duldung ausgelegt“, warnte Fock.
Die GAL-Bürgerschaftsabgeordnete Antje Möller warf dem Senat vor, ihm sei es „wichtiger, Muskeln zu zeigen, als Hirn einzusetzen“. Seit Jahren geduldete Zustände sollten nun dafür herhalten, politisch nicht genehme Menschen zu vertreiben.
Die Verkehrsinitiative Karoviertel forderte vom Sanierungsträger Steg und dem Bezirk Mitte: „Nachbarschaften und funktionierende soziale Strukturen müssen endlich wieder gestärkt und die Ziele der sozialen Stadtteilentwicklung endlich wieder stärker beachtet werden“, verlangte die Initiative. Die Asten von HWP und Universität verlangten die „Beendigung der gezielten Zerstörung der Infrastruktur des Schanzen- und Karoviertels durch wirtschaftskonforme Umstrukturierungen“.
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