piwik no script img

Archiv-Artikel

Stich ins Herzstück

UNI-SPARKURS Professoren der Erziehungswissenschaft protestieren gegen Mittelkürzung: Die Verschlechterung der Lehre gefährde den gesamten Master-Studiengang

Folge des Sparens, so die Professoren, sei „weniger aktives und praxisbezogenes Lernen“

VON KAIJA KUTTER

Die Protestwoche der Lehramtsstudenten ist vorbei, der Konflikt um die Kürzung des Etats der Erziehungswissenschaften um elf Prozent brodelt weiter. Während es in der Uni-Leitung heißt, das Thema sei durch, der Haushaltsplan für 2010 verabschiedet, meldete sich jetzt die Professorenversammlung des betroffenen Fachbereichs zu Wort.

Die vom Uni-Präsidium geplante Einsparung in Höhe von 1,5 Millionen Euro bedeute eine „deutliche Verschlechterung der Qualität des Studiums“, heißt es in einem Brief, stellvertretend unterzeichnet von den Erziehungswissenschaftlern Wolfram Weisse und Helene Decke-Cornill. Die Folge seien „größere Lerngruppen, weniger Seminare und mehr Vorlesungen, weniger aktives und praxisbezogenes Lernen“.

Die Fakultät hat 2007 auf das Bachelor-System umgestellt. Die ersten Studierenden treten 2011 in die Master-Phase ein. Doch die Professoren warnen: Es sei „nicht wahrscheinlich“, dass der Studiengang auch akkreditiert wird. Das einsemestrige Kernpraktikum, das als „Herzstück der Hamburger Lehrerbildungsreform“ gilt, kann demnach nicht verantwortlich betreut werden, weil dafür nur vier Semesterwochenstunden Lehre bereit stehen.

Dabei bekommt die Uni doch gerade für den Ausbau der Master-Studiengänge mehr Geld von der Stadt. Dies wurde im Herbst 2007 in einem „Pakt für Exzellenz“ zwischen Senat und Hochschulen besiegelt. Darin wurden einerseits mehr Kapazitäten für Master-Abschlüsse vereinbart. Andererseits sollen dem Papier zufolge 1.000 zusätzliche Studienplätze gestellt werden – wegen der doppelten Schulabgängerjahre, die nach der Abitursverkürzung im vergangenen Jahr erwartet wurden. Dafür sollten die Professoren zeitlich befristet neun statt acht Semesterwochenstunden lehren.

Eben hier liegt laut Uni-Präsidentin Monika Auweter-Kurtz der Grund für die Umverteilung: Da es bei der Erziehungswissenschaft keine Ausweitung der 898 Studienplätze geben soll, stünden „dieser Fakultät künftig weniger Mittel zur Verfügung“.

„Wir sehen keinen Sinn darin, wegen des Doppel-Abiturjahrgangs mehr Lehrer auszubilden“, sagt auch Timo Friedrichs, Sprecher der Wissenschaftsbehörde: Der Bedarf liege nicht höher.

Doch es gibt noch eine weitere Stellschraube: Das Verhältnis von Studierenden zu Lehrenden – den „Curricular-Norm-Wert“ – hatte Auweter-Kurtz im Zuge der Einführung des Bachelor-Master-Systems gesenkt.

Dies soll bundesweit einmalig sein – und sogar der Schulbehörde aufstoßen. Schon bisher waren die Kosten pro Lehrstunde in der Lehrerausbildung mit 2.570 Euro die niedrigsten der ganzen Uni. „Nach der Kürzung wird es noch weniger sein“, sagt eine Hochschullehrerin. Das Präsidium verlange, dass 20 Prozent der Lehre von preisgünstigen Lehrbeauftragten abgedeckt werden. Aber: „Wir brauchen Hauptberufler“, sagt die Insiderin.

Würden die Personalkosten so berechnet wie an „vergleichbaren Fakultäten“, heißt es im Brief der Professoren, „müsste die Lehrerbildung zusätzlich mit einer Million Euro ausgestattet sein“.