vonChristian Ihle 10.04.2008

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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Der Medienjournalist Stefan Niggemeier sammelt seit geraumer Zeit auf seinem Blog Beispiele zum Thema Symbolfotos. Unter Symbolfotos sind im Internet Bebilderungen von Meldungen zu verstehen, bei denen oftmals verzweifelt versucht wird, nicht bebilderbares zu visualisieren.

Besonders schön an der Symbolfoto-Problematik ist, dass sie aus einer überaus einfachen Arbeitsanweisungen entsteht: „kein Artikel ohne Bild“.
Diese Direktive wird in manchen Online-Redaktionen mit einer derartigen Konsequenz durchgesetzt, dass Pietätsgrenzen gesprengt und Absurditätshöhen erklommen werden, die dem Betrachter Unterhaltung auf ganz anderer Ebene bieten. Die Symbolfotos weisen oftmals eine derart große Diskrepanz zwischen Bild und Text auf, dass die ursprüngliche Anweisung „kein Artikel ohne Bild“ ad absurdum geführt wird, weil selbstredend irgendwann einmal „kein Artikel ohne dazu passendes Bild“ gemeint war.

Wie beispielsweise soll aber der Onlineredaktionssklave eine Meldung der Art „Schweizer Sterbehilfeorganisation: Dignitas verwendet Luftballongas“ adäquat bebildern? Nach langem Überlegen mag noch eine Abbildung des Dignitas-Gründers Sinn ergeben, ganz sicher aber kein Bild von drei jungen Mädchen, die Luftballons der europäischen Union aufblasen.

Dignitas & Luftballons

Im Original hier

Nur leider scheint die Alternative, die eine oder andere Meldung einmal nicht zu bebildern, nicht zu existieren. Wem im tristen Internetalltag der Sinn nach etwas Auflockerung steht, dem sei nahegelegt, Niggemeiers Blog auf seine Symbolfotosammlung hin zu durchkämmen. Dort wurde sogar schon ein kleines Quiz gebastelt: ich zeige Dir das Symbolfoto, du sagst mir die Meldung!

Eine besonders feine Spielart des Symbolfotos hat ein Leser Niggemeiers beim Deutschlandfunk entdeckt, die sich entschlossen, eine Sendung über das Thema „Grau“ (auch das: kein Scherz.) mit einer Abbildung von, ja richtig, „grau“ zu visualisieren. Die man bei Klick auch noch vergrößern kann. Annähernd brillant, diese Idee.

(Christian Ihle)

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