„Zwischentag“ bei Burschenschaft: Rechtsextreme Gäste

Bei der Erlanger Burschenschaft Frankonia treffen sich rechte Verlage. Die Grenzen zu offen Rechtsextremen sind fließend.

Fünf Männer auf einer Straße von hinten fotografiert

Besucher des Zwischentages, mit einschlägigen Tatoos (ganz rechts das SS-Symbol der „schwarzen Sonne“ am Unterschenkel). Foto: Robert Andreasch

ERLANGEN taz | Der Schmiss an der linken Wange des Besuchers beim neurechten „Zwischentag“ war frisch vernäht. Mit zügigem Schritt betrat der Burschenschafter das Haus der Burschenschaft Frankonia. Im Garten der Erlanger Burschenschaft mussten die Besucher der „Büchermesse für nonkonforme Verlage und Initiativen“ ihre Messekarte vorzeigen. Unerwünschte Gäste sollten draußen bleiben bei den „IV. Zwischentagen“. 200 Gäste hatten die Veranstalter erwartet, an die 120 Aussteller und Besucher kamen.

Währenddessen richteten Initiativen in der fränkischen Stadt verschiedene Aktionen aus – gegen das vom „Verein Journalismus und Jugendkultur Chemnitz e. V.“ um Felix Menzel verantwortete Treffen. Den Veranstaltern sollte gezeigt werden, dass diese Messe in der Universitätsstadt „nicht erwünscht“ ist, sagte Oberbürgermeister Florian Janik (SPD). An die 300 Demonstranten gingen gegen das Event des neurechten Vereins auf die Straße.

Im Garten der Burschenschaft bestätigten Aussteller auch gleich die Befürchtungen. Das Magazin Umwelt und Aktiv aus Landshut präsentierte sich breit. Einzelne Redakteure und Autoren sind oder waren in der NPD. Etwas kleiner stellte sich der Verein „Gedächtnisstätte“ aus Guthmannshausen vor, der eng mit dem Netzwerk der Holocaustleugner-Szene verwoben ist. Auch Flyer der rechten Wochenzeitung Junge Freiheit (JF) und der rechtsextremen „Gemeinschaft Deutscher Frauen“ lagen aus.

Einzelne Burschenschafter der Frankonia haben laut dem bayrischen Verfassungsschutz Kontakt zur rechtsextremen Szene. Per Liveticker der JF konnte, wer wollte, nebenbei die Entwicklungen auf dem AfD-Parteitag verfolgen. Einige aus der neurechten Szene brachten sich auch bei der AfD ein – darunter Götz Kubitschek, der Gründer des „Zwischentags“. Bei der diesjährigen Messe allerdings fehlte er. Unter den Gästen waren aber der Bundesvorsitzende „Der Freiheit“, Michael Stürzenberger, und der Gründer der verbotenen Wehrsportgruppe Hoffmann, Karl-Heinz Hoffmann.

Konservative Revolution

Im Großen Saal führte Menzel, der das Internetportal Blaue Narzisse verantwortet, durch das Begleitprogramm. Die Szene will im Rückgriff auf die konservative Revolution im vorpolitischen Raum den Kampf um die Meinungen führen.

Der Vorsitzende der „Identitären“ Deutschlands, Nils Altmieks, hatte in seinen Vortrag Videos gegen den vermeintlich „großen Austausch“ der deutschen Bevölkerung eingebaut. Darin zeigte er auch die Besetzung der Balkone der SPD-Zentralen in Berlin und Hamburg. Nachfragen zu den juristischen Konsequenzen für die erwischten Mitstreiter ließ er offen.

Zwei Referenten versicherten, der Verlust einzelner Burschenschaften sei nicht so dramatisch. Jetzt seien „die Störenfriede“ weg. Diese über 70 „Störenfriede“ gingen, weil nur Burschenschafter werden sollte, wer deutscher Abstammung ist. Menzel selbst legt in seinem Buch „Die Ausländer – warum es immer mehr werden“ dar, dass es „unsere Pflicht“ sei, das „Überleben des deutschen Volkes zu sichern“.

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