Zweites Album von Me And My Drummer: Jeder Song eine Filmszene

Das Duo Me And My Drummer verschwand nach seinem vielversprechenden Debüt 2012. Jetzt ist es zurück mit „Love Is A Fridge“.

Charlotte und Matze im frontalen Doppelporträt

Ihr Zusammenspiel harmoniert: Charlotte Brandi und Matze Pröllochs. Foto: SASHBERG (Seurat Samson)

Mangelnde Herzenswärme und Fressorgien sind Assoziationen, die beim Namen „Love Is A Fridge“ als Erstes auftauchen. „Liebe ist ein Kühlschrank“ lautet übersetzt der Titel des neuen Albums von Me And My Drummer. Eine These, die, obwohl sie zunächst auf schnöde Kühlschrankpoesie schließen lässt, für ein Werk steht, mit dem man schnell warm wird.

Me And My Drummer sind keine Newcomer. Das Projekt des Duos Charlotte Brandi und Matze Pröllochs feierte 2012 bereits seinen vielversprechenden Einstieg ins Popgeschäft, verschwand dann aber, wider Erwarten, für einige Jahre von der Bildfläche.

Brandi und Pröllochs lernen sich am Landestheater im schwäbischen Tübingen kennen. Dort schreiben und spielen sie Theatermusik, treten gelegentlich auch als Statisten auf. Schnell stellen die beiden während ausgiebiger Jamsessions zwischen den Proben fest, dass sie musikalisch in die gleiche Richtung streben. Ihr Zusammenspiel harmoniert. 2010 verlassen sie Tübingen und ziehen nach Berlin, angelockt von den Möglichkeiten der Hauptstadt.

Ein Entschluss, der sich auszahlt. Brandi, die in Köln aufwuchs und schon mit 15 Jahren als Singer-Songwriterin auftrat, schreibt an der Musik für das Debütalbum, singt und sitzt außerdem am Keyboard, während Pröllochs, mit zehn gründete er seine erste Band, Schlagzeug spielt und sich um das Organisatorische kümmert. Dann wird das Berliner Indie-Label Sinnbus auf das Duo aufmerksam. 2012 erscheint das Debüt „The Hawk, The Beak, The Prey“. Die Single „You’re A Runner“, ein von Elektro-Beats und Synthies getriebener Song, beschert Me And My Drummer ihren bis dato größten Erfolg.

„Wie will man die Band zukunftsfähig gestalten?“

Doch nach reichlich, teils ausverkauften Konzerten folgt die Pause. Das Duo beginnt zwar zügig mit den Arbeiten für das zweite Album, ist aber mit dem Ergebnis unzufrieden. „Parallel dazu, dass man neue Songs schreibt und sich mit Produzenten trifft, stellt man sich auch die Frage: ‚Wie will man diese Band eigentlich zukunftsfähig gestalten?‘ “, sagt Pröllochs. Als der Nachfolger aufgenommen ist, „haben wir eine Menge Songs wieder in die Tonne gekloppt. Man hätte viel früher Nägeln mit Köpfen machen können, aber das wollten wir nicht. Wir wollten ganz zufrieden sein und das Beste rausholen.“

Me And My Drummer gehen im April 2016 auch auf Tour. Mehr Infos auf ihrer Website.

Pröllochs und Brandi finden schließlich die nötige Unterstützung beim Bochumer Produzenten und Pferdeflüsterer Olaf Opal, der auch für The Notwist arbeitet. „Olafs Wirken war in erster Linie psychologischer Natur. In unserem Fall war es ganz wichtig, von außen das Gefühl zu kriegen, dass es ein gelungenes Album wird“, sagt Pröllochs. Um dies zu erzielen, verändern Me And My Drummer ihren Sound merklich. Brandi bringt sich Gitarrenspielen bei und schreibt Songs, wie „Blue Splinter View“, ein Americana-Stück mit langsamen Akkorden, dessen Streicher die von Brandi besungene Beziehungskrise sachte untermalen, bis diese plötzlich in kolossalem Getöse ausbricht.

„Es war ganz wichtig, von außen das Gefühl zu kriegen, dass es ein gelungenes Album wird“

Brandis Gesang entpuppt sich als geradezu metamorphisch. Sie mimt die Disco Queen auf dem funkelnden Synthiestück „Gun“, wechselt dann in Kate-Bush-artige Gesangsmuster, die elegant über harte Drums schweben (“Pentonville Road“). Mal rau und distanziert, dann wieder weich und erschreckend intim singt sie ihre poppigen Stücke, die „You’re A Runner“ ganz klar hinter sich lassen.

Dem Schauspiel bleiben Me And My Drummer auch nach der Zeit am Theater sehr nahe. „Jeder Song für sich ist wie eine Szene aus einem eigenen Film“, beschreibt Pröllochs seine Kompositionen. „Love Is A Fridge“ ist eine Filmreise in verträumte Western (“Grown Up Shape“) oder die Sagenwelt rund um „Lancelot“. Ein eindrucksvolles Album, dessen Haltbarkeit hoffentlich nicht so schnell abläuft.

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