Wohnen unterwegs: Geschäftsidee Luftmatratze

Vom Schloss bis zum Baumhaus: Wie aus einer WG ein erfolgreiches Start-up für private Unterkünfte wurde – fünf Jahre Airbnb.

Zimmer in New York gesucht? Die Kurzzeitwohnung gibt es im Internet. Bild: imago/Rüdiger Wolk

Welch erfolgreiche Gründungsidee aus Silicon Valley: Drei junge Männer leben in einer WG, einer zieht aus. Als dann wegen einer Designerkonferenz ganz San Francisco ausgebucht ist, besorgen die Jungs Luftmatratzen und vermieten das leere Zimmer, mit Frühstück. Das funktioniert ziemlich gut, sie basteln eine Website, vermieten öfter, finden andere Vermieter. Und nennen das Ganze „Luftmatratze mit Frühstück“, „Air bed and breakfast“: Airbnb.

Eine spontane Geschäftsidee sei das gewesen, erzählt der 30-jährige Nathan Blecharczyk; daraus wurde eine der am schnellsten wachsenden Internetfirmen der vergangenen Jahre. 9 Millionen Gäste buchten in den vergangenen fünf Jahren bei Airbnb, davon allein 5 Millionen in den letzten neun Monaten. Das bedeutet: Das Onlineportal wächst weiterhin. 150.000 Buchungen jede Nacht, 300.000 Luftmatratzen – die längst fast immer Betten sind – in Europa, 24.000 in Deutschland – und fast die Hälfte davon allein in Berlin.

Viele der Gastgeber seien „Kreative“, Menschen ohne regelmäßiges Einkommen, weiß Nathan Blecharczyk. Mit den Kurzzeitvermietungen verdienen sie etwas Geld. Damit allerdings gibt es Ärger. Diese Einnahmen müssten versteuert werden, hieß es zuletzt in New York. Auch in Berlin macht sich Unmut breit, wenn ganze Mietshäuser von Menschen mit Rollkoffern in Beschlag genommen und die Wohnungen so dem regulären Mietmarkt entzogen werden.

Steuern und Genehmigung

In Hamburg wurde ein 30 Jahre altes Gesetz geändert, erklärt Blecharczyk. Danach sei es nun erlaubt, in der eigenen Wohnung zeitweise ein Zimmer zu vermieten. Wer seinen Erstwohnsitz nur gelegentlich vermietet, braucht keine Genehmigung. „Wir finden auch, dass Steuern bezahlt werden müssten“, sagt Nathan Blecharczyk, und die meisten Vermieter würden das gerne tun – „wenn sie wüssten, wie“. Laut Blecharczyk gebe es oft keine exakten Regeln, weil die Vermieter ein Zwischending zwischen professionellen Hoteliers und privaten Anbietern seien.

Wie viel Geld damit tatsächlich zu verdienen ist, erlebte eine Familie am Stadtrand von San Francisco. Sie hatten ihren Kindern ein Baumhaus gebaut und es, als die Kinder ausgezogen waren, über Airbnb vermietet. 100.000 Dollar im Jahr kamen damit herein – und eine ganz neue Geschäftsidee: Der Vermieter entwirft mittlerweile Baumhäuser.

Danach gefragt, wann er und seine beiden Mitgründer gemerkt haben, dass ihre Onlinevermittlung ein großes Ding ist, antwortet Blecharczyk. „Da wollte einer in Manhattan seine Wohnung anbieten, während er selbst auf Reisen ist – sprich: ohne Frühstück. Da haben wir diskutiert, ob wir das zulassen sollen.“ Schließlich gingen sie darauf ein – und es stellte sich heraus, dass der Anbieter der Schlagzeuger des Sängers Barry Manilow war. „Immer wenn die auf Tournee gingen, konnte da jemand wohnen, mitten in Manhattan, mit Piano und allem …“

Auf die Frage nach exotischen Ländern im Portfolio nennt Blecharczyk eine Bleibe auf den Osterinseln und einen Iglu „irgendwo in der Arktis“; 1.400 Boote gehören zu den Angeboten ebenso wie Baumhäuser und Schlösser. weltweit 500 Angestellte arbeiten bei Airbnb, sie sprechen 20 Sprachen, und sogar in 30 asiatischen Städten sind jeweils über 100 Betten oder Wohnungen im Angebot, allein in Schanghai über 1.000. Das Durchschnittsalter der Gäste liegt bei 35 Jahren – und viele von ihnen vermieten später selbst.

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