Wildtiere als Haustiere: Ein Tiger braucht kein Herrchen

Ein neues Tierschutzgesetz verbietet erstmals die Haltung von Wildtieren in den Vereinigten Arabischen Emiraten.

Tigerbaby Berisi im Zoo in Tampa, Florida

So klein, so kuschelig? Foto: reuters

KAIRO taz | Wer auf YouTube danach sucht, findet zahlreiche Videos von den außergewöhnlichen Haustieren reicher Golfaraber: Gepardenbabys, kleine Löwen oder Tigerjunge im Kinderzimmer, aber auch Menschenaffen vom Gorilla bis zum Orang-Utang oder exotische Schlangen und Vögel als Gefährten im eigenen Zuhause. Damit soll in den Vereinigten Arabischen Emiraten nun Schluss sein: Im Zentrum eines bahnbrechenden und für die arabischen Golfstaaten vorbildlichen neuen Tierschutzgesetzes steht ein Verbot des Handels und der Haltung von Wildtieren.

Schlechte Nachrichten etwa für den Tigerbesitzer, der kürzlich mit einem Video vom Gassigang mit seinen fünf Tigern am Strand des Al-Arab-Hotels in Dubai durch die sozialen Medien schwirrte. Wer in der Öffentlichkeit ein wildes Tier ausführt, dem drohen nun laut Gesetz eine Gefängnisstrafe von bis zu einem halben Jahr und eine Geldbuße von umgerechnet 130.000 Euro. Fortan dürfen wilde Tiere nur noch in Zoos, Wildtierparks und Zucht- und Forschungszentren gehalten werden.

Als „Meilenstein“ bezeichnet Dr. El-Sayyed Muhammad das Gesetz. Der Tierschützer ist der Direktor des „Middle East International Found for Animal Welfare“, der größten Tierschutzorganisation des Landes. „Wir erwarten auch, dass dieses neue Gesetz einen großen Effekt auf die Wilderei in Ostafrika haben wird.“

Die Golfstaaten sind eines der wichtigsten Ziele für den illegalen Handel mit Geparden aus Ostafrika. „Wir haben keine verlässlichen Zahlen, aber wir haben in den Golfstaaten sicherlich Hunderte aus Ostafrika geschmuggelte Geparden- und Löwenbabys“, schätzt El-Sayyed. Geparden-Babys sind in den Golfstaaten besonders beliebt.

Dass Wilderer die Jungen stehlen, um sie in die Golfstaaten verkaufen, ist laut der neuesten Zählung sogar eine der Ursachen, warum es nur noch 7.100 Geparden in Afrikas freier Wildbahn gibt. Wissenschaftler warnten erst im Dezember im Fachblatt Proceedings der US-nationalen Akademie der Wissenschaften (PNAS), dass die Raubkatzen wesentlich stärker vom Aussterben bedroht seien als bislang angenommen.

Raubkatze als Statussymbol

Das ist wohl nicht jedem klar. Die Menschen in den Golfstaaten hätten verschiedene Motivationen, wilde Tiere zu halten, erklärt Tierschützer El-Sayyed: Als Erstes stellten sie ein Statussymbol für Reiche dar. Zweitens herrsche das Missverständnis, dass man damit zum Schutz und Überleben der Spezies beitrage. Zudem gebe es noch legalen Handel mit Geparden. „Es gibt Zuchtzentren in Südafrika. Damit wird die Unart, Geparden im Haus zu halten, noch gefördert“, ärgert El-Sayyed sich.

Wenn die süßen Tierbabys zu gefährlichen Raubkatzen heranwüchsen, entledigten sich die Halter oft des Problems. „Das ist eine Tragödie: Wenn die Tiere zu groß werden, werden sie bestenfalls vielleicht in einem Zoo abgegeben, oft aber werden sie einfach erschossen“, führt El-Sayyed aus.

Geparden-Babys sind in den Golfstaaten besonders beliebt

Dem wollen die Arabischen Emirate einen Riegel vorschieben. Aber mit dem Erlass des neuen Gesetzes allein sei es nicht getan, warnt der Tierschützer. Was soll aus den vielen Wildtieren werden, die nun laut Gesetz bei den Behörden abgegeben werden müssen?

El-Sayyed erwartet in den nächsten Monaten eine Welle verwaister Wildtiere oder Tiere. „Die Regierung wird einen Vertrag schließen mit dem Zoo der Emirate Scharja oder Dubai, damit diese so viele Tiere wie möglich nehmen“, erläutert er. Aber auch Tierschutzorganisationen wie die seine würden sich unter anderem mit finanzieller Hilfe darum bemühen, ein neues Zuhause für die Tiere zu finden.

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