Wegen Schließungsplänen fürs Fach Psychologie: SPD greift eigene Senatorin an

Studierende wehren sich gegen den Plan, das beliebteste Fach an der Uni zu streichen. Auch die SPD will das Feld bei Gesundheits-Fächern nicht den privaten Hochschulen überlassen.

Hält Psychologie für verzichtbar: Wissenschaftssenatorin Eva Quante-Brandt (SPD). Bild: dpa

Als „katastrophalen Fehler“ bezeichneten gestern der Allgemeine Studierendenausschuss (Asta) der Universität Bremen und die Fachschaft Psychologie den Vorschlag von Wissenschaftssenatorin Eva Quante-Brandt (SPD), den Studiengang Psychologie zu schließen. Die Senatorin könne „nicht behaupten, an der Zukunftsfähigkeit unserer Universität zu arbeiten, wenn sie die Schließung eines der beliebtesten Fächer plant“, schreibt der Asta in einer Pressemitteilung. Zudem steige wegen der zunehmenden Zahl psychischer Erkrankungen „der Bedarf an ausgebildeten Psychologen für Behandlung und Prävention“.

In einem Entwurf des Wissenschaftsplans 2020, der Ziele für die Entwicklung der Bremer Hochschullandschaft vorgibt, fordert die Wissenschaftsbehörde die Universität dazu auf, „die Studienprogramme im Bereich Gesundheit und Pflege zu überprüfen“ und mit den Hochschulen Bremen und Bremerhaven „ein gemeinsames gesundheitswissenschaftliches Profil für die Ausbildung zu entwickeln“. Der Studiengang Psychologie solle aufgegeben werden – damit Geld und Personal für „die dringend benötigte Einrichtung einer gründlichen Lehrerausbildung im Bereich ’Inklusion‘ verwendet werden können“. Seit 2009 werden in Bremen behinderte und nichtbehinderte SchülerInnen gemeinsam unterrichtet. Fachleute kritisieren die mangelhafte Qualifikation der Lehrkräfte.

Die Wissenschaftsbehörde begründet ihren Vorschlag damit, dass im Studiengang Psychologie vier von sechs Professuren unbesetzt sind oder in Kürze vakant werden. Eine zusätzliche Stiftungsprofessur laufe 2020 aus. Zudem schneide das Fach in einem Hochschulranking in der Lehre schlecht ab. Auch die Forschung sei „schlecht aufgestellt“ und trage nicht „zur Profilbildung der Universität bei“.

Die wissenschaftspolitische Sprecherin der Linken, Kristina Vogt, stimmte dieser Einschätzung gestern weitgehend zu, warnte aber davor, deshalb den Studiengang ganz aufzugeben. „Der Bedarf an Fachkräften steigt“, sagte sie. Auch die Gesundheitswirtschaft spiele für Bremen eine große Rolle, „das ist eine Zukunftsbranche“. Daher sei es nicht sinnvoll, ausgerechnet diesen Bereich an der Universität infrage zu stellen. „Anscheinend denkt die Senatorin, darauf verzichten zu können, wenn sich die private Jacobs-Universität jetzt darauf konzentrieren will.“

Davon hielte er nichts, die öffentlichen Hochschulen müssten in Gesundheitsberufen ausbilden, sagte dazu gestern der wissenschaftspolitische Sprecher der SPD, Elias Tsartilidis. Auch sei es nicht sinnvoll, „ohne Not“ einen Studiengang zu schließen. Mehr wolle er aber zu dem Thema nicht sagen, weil es sich nur um eine Entwurfsplanung handle und zunächst die Universität Stellung dazu beziehen solle.

Psychologie ist das am meisten nachgefragte Fach an der Universität, wie die Dezernentin für studentische Angelegenheiten, Christina Vocke, gestern sagte. Zum Wintersemester 2013 hatten sich für den Bachelor 5.221 Personen beworben, zugelassen wurden 143, die eine Abiturnote von 1,4 oder besser erreichten. In diesem Jahr sollen es trotz der nicht besetzten Professuren 148 StudienanfängerInnen sein. Vocke sagte, dass bundesweit Psychologie das Fach sei, in dem die Diskrepanz zwischen Nachfrage und Angebot an Studienplätzen am größten sei. 45 von 108 Universitäten bieten es an.

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