Warum dauert das so lange?: Auf der UN-Komakonferenz

Klimakonferenzen dauern viel zu lange und nerven alle. Aber so ist das nun mal in selbstverwalteten Betrieben. Hat jemand eine bessere Idee?

Ein Teilnehmer schläft auf einem Sofa, neben ihm sein Rollkoffer

Kleines Nickerchen im Ruheraum auf der Klimakonferenz. Foto: reuters

PARIS taz | Klimakonferenzen sind aus dem gleichen Grund nervtötend, aus dem Schulkinder ihre Hausarbeiten morgens im Bus machen und in der taz niemand den Redaktionsschluss einhält.

Denn eigentlich ist die globale Basisdemokratie namens UNO ein einziger selbst verwalteter Betrieb. Und so sieht das Ergebnis dann auch aus. Neben all den Vorteilen dieser Organisationsform – Mitsprache, Minderheitenrechte, Mindestlohn – gibt es ein paar strukturelle Eigenheiten:

Es ist zwar alles gesagt, aber noch nicht von jedem. Unbeschränktes Rederecht für noch den kleinsten Zwergstaat führt zu endlosen Debatten.

Es gibt kein fixes Enddatum. Freitag, 18 Uhr, ist Schluss, aber man kann ja einfach die Uhr anhalten oder weitermachen.

Chefs sind doof. Die Delegierten bestimmen wie in manchen Betrieben (die taz natürlich ausgenommen) ein armes Schwein, das den Laden zusammenhalten muss, nächtelang nicht schläft, nur von Kaffee lebt und sich wüst beschimpfen lassen muss. Durchsetzen kann er gar nichts, sondern muss freundlich lächeln, denn das hier ist ein …

Party-driven process. Das hat leider nichts mit einer Feier zu tun, sondern bedeutet: Die Vertragsparteien, also die Staaten, machen nur, was sie wollen. Zwingen kann sie keiner zu irgendwas. Schon gar kein Chef.

Dafür gibt es die Übermüdung. Nach ein paar durchgemachten Nächten sind selbst harte Brocken von Verhandlern weichgekocht und wissen nicht mehr, wo vorn und hinten ist. Eine gute Gelegenheit, einen wichtigen Vertrag zu unterschreiben! Arme Staaten mit kleinen Delegationen (k)nicken naturgemäß früher ein.

Der Erde droht der Hitzekollaps. Deshalb wollen die Staatschefs der Welt Anfang Dezember in Paris einen globalen Klimaschutz-Vertrag vereinbaren. Die taz berichtete vom 28. November bis zum 14. Dezember 2015 täglich auf vier Seiten in der Zeitung und hier auf taz.de.

Verhandler haben kaum Spielraum. Über wirklich wichtige Dinge wird zu Hause entschieden. Was es auch nicht einfacher macht.

Denn es geht um viel. Für manche um alles. Und wer vom Export von Öl oder Kohle abhängt, der zögert Emissionsziele schon mal gern ein paar Jahre hinaus. Was am besten geht, wenn man Sand ins Getriebe streut: durch langes Reden, Anträge zur Geschäftsordnung, Einsetzung von Unterausschüssen oder unmögliche Forderungen.

Und auch für viele Opfer des Klimawandels geht es um viel: Manchmal schlicht ums Überleben. Da sinkt die Bereitschaft zu Kompromissen.

Und jetzt das Allerschlimmste: Niemandem ist bisher eine bessere Idee gekommen, um 195 souveräne Staaten dazu zu bringen, gleichzeitig ihre Volkswirtschaften umzubauen, die Armut zu bekämpfen, wertvolle Rohstoffe nicht auszubeuten und sich mit der mächtigen Energieindustrie anzulegen. Da gibt es schon ab und zu ein bisschen Gesprächsbedarf. Am besten im Plenum!

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