Warner Brothers und Copyright: Roboter mahnen zuviel ab

Tausende Abmahnungen verschickt Warner am Tag. Auch wegen Dateien, die dem Konzern nicht gehören. Nun ist klar: Das machen automatisierte Bots.

Die Warner Brothers Firmenzentrale in Burbank, Los Angeles, USA. Bild: dpa

BERLIN taz | Warner Brothers benutzt automatisierte Programme, sogenannte Bots, um Dateien löschen zu lassen, die vermeintlich gegen das Copyright verstoßen. Das geht aus nun veröffentlichten Gerichtsakten aus dem Jahr 2011 hervor. Der Konzern verschickt tausende Abmahnungen pro Tag, ohne dass seine Mitarbeiter die einzelnen Fälle prüfen.

So wollte das Unternehmen so manches Mal auch Inhalte entfernen, die ihm gar nicht gehörten. Wie das Open-Source-Programm „JDownloader“ oder ein Hörbuch der BBC, das einen ähnlichen Titel wie ein Warner-Film trug.

Seiten wie Kinox.to verlinken zu Streamingplattformen, auf deren Servern die Kopien von Serien und Kinofilmen liegen. Die Filme gehören nach dem Gesetz Rechteinhabern wie Warner Brothers. Es ist schwierig gegen Kinox.to vorzugehen, weil die Seite nur vermittelt. Gegen Filehoster wie Kim Dot Coms Megaupload, Rapidshare oder Hotfile ist es jedoch ein Leichtes, weil sich dort die Filme befinden. Dass die Rechteinhaber die Seiten zum Löschen auffordern können, regelt ein amerikanisches Gesetz: der sogenannte Digital Millennium Copyright Act, der die Rechte von Copyright-Inhabern schützt und Löschungen erlaubt.

Einige Streamingdienste reagierten auf die Abmahnflut. Youtube oder auch Hotfile gewährten den großen Rechteinhabern Zugriff auf ihre Plattformen. So kann Warner Brothers Copyrightverstöße direkt selbst löschen. Zudem erhielt Warner von Hotfile Premiumaccounts, mit denen die Filmgesellschaft Inhalte schneller herunterladen und überprüfen konnte. Wie sich jetzt herausstellt: Keiner der Warner-Mitarbeiter sichtete die konkreten Inhalte der zu löschenden Dateien. Bots suchten lediglich nach Titel, Genre und Erscheinungsjahr der Dateien.

Das deutsche und Teilweise im EU-Raum vorhandene Urheberrecht schützt den menschlichen Autoren eines Werkes. Das amerikanische und britische Copyright schützt hingegen den Inhaber der Verwertungsrechte und seine wirtschaftlichen Interessen.

80 Millionen Dollar Strafe

Trotz allen Zugeständnissen Hotfiles klagte Warner im Jahr 2011 neben weiteren Hollywoodstudios gegen die Hostingplattform wegen wiederholter Copyrightverstöße. Hotfile klagte daraufhin gegen Warner wegen Abmahnungen aufgrund von Dateien, an denen Warner keine Rechte besitzt. Die Verfahren mündeten in einem Vergleich. Der Hotfile-Gründer Anton Titov musste 80 Millionen Dollar Strafe zahlen. Daraufhin machte der Hostingdienst dicht.

Aufgrund eines neuen Gerichtsbeschlusses, den die Bürgerrechtsorganisation für Netzpolitik Electronic Frontier Foundation erwirkte, musste Warner nun bisher geschwärzte Gerichtsakten aus diesem Verfahren veröffentlichen. Daraus geht hervor, wie Warner bisher gegen die Urheberrechtsverletzungen vorging: Sieben Mitarbeiter, Drittanbieter und die automatisierten Programme gingen gegen die Urheberrechtsverletzungen vor. Dabei sind die Mitarbeiter nur dazu da, neue rechtsverletzende Seiten aufzuspüren und die Bots darauf anzusetzen.

Bisher waren in den Dokumenten alle Stellen geschwärzt, die die „Robots“ erwähnten. Warner erklärt in den Gerichtsakten, die Roboter können effektiv die Suche eines Menschen nachahmen, nur schneller. In den nächsten Wochen wird Warner weitere Dokumente aus dem Prozess veröffentlichen. Die Electronic Frontier Foundation kritisiert die Löschungen durch Rechteinhaber wie Warner Brothers als „Werkzeug der Zensur“, welches missbräuchlich oder unvorsichtig genutzt werde.

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