Wahltag in Kenia: Vuvuzelas, Kaffee und Kuchen

Großer Andrang vor den Wahllokalen: Jeder Politiker will so viele Anhänger wie möglich mobilisieren. Bei Anschlägen an der Küste und im Nordosten Kenias gibt es Tote.

Geduldige Wähler und lange Schlangen in und vor den Wahllokalen: Hier in der Stadt Magadi südlich von Nairobi. Bild: reuters

NAIROBI taz | Die Menschen in Kenia halten gespannt die Luft an. Sie haben gewählt und jetzt warten sie auf die Ergebnisse. Bei den letzten Wahlen vor fünf Jahren kamen bei ethnisch-politischer Gewalt im Streit um das Wahlergebnis 1300 Menschen ums Leben.

Auch der gestrige Wahltag m Montag begann mit Gewalt. In Changamwe und Kilifi bei der Küstenstadt Mombasa hatten es Angreifer auf Polizistenvori Wahllokalen abgesehen. Über ein Dutzend Menschen starben, darunter Polizisten, Passanten und die Angreifer selbst.

Die Polizei macht dafür die Separatistenbewegung „Mombasa Republikaner Rat“ (MRC) verantwortlich, die Unabhängigkeit für Kenias Küstenregion will und zum Wahlboykott aufruft. Aber Beobachter sind skeptisch: „Ich glaube nicht für eine Sekunde, dass die MRC daran schuld ist“, sagt am Telefon die Lehrerin Aisha Zubeir aus Mombasa. „Dahinter stecken Politiker, die Anhänger von Rivalen einschüchtern wollen, damit die nicht wählen gehen.“ Ähnlich werden Granatenanschläge auf Wahllokale in Mandera und Garissa im Nordosten Kenias analysiert.

„Die Frage ist nicht, wer gewinnen wird, sondern ob der Verlierer die Niederlage akzeptiert“, sagt Michela Wrong, britische Journalistin und Autorin des berühmten Buches „It's Our Turn To Eat“ (deutsch: „Jetzt sind wir dran“) über Korruption und Gewalt in Kenia. „Beide Spitzenreiter, Raila Odinga und Uhuru Kenyatta, erscheinen völlig überzeugt von ihrem Sieg.“

Ethnische Rivalität

Die Schriftstellerin, die jahrelang in Kenia lebte, ist für diese Wahlen aus London zurückgekehrt und ist enttäuscht. „Die ethnische Rivalität ist größer als vor fünf Jahren. Die Politiker hatten Zeit, um die ethnischen Gruppen miteinander zu versöhnen. Aber das haben sie nicht gemacht und deshalb denke ich, dass diese Wahlen gefährlich sind.“

Kenyatta und Odinga, von den beiden großen Ethnien der Kikuyu und Luo, sind Sprößlinge der beiden mächtigsten Politikerfamilien in Kenia; ihre Väter dominierten die kenianische Politik nach der Unabhängigkeit 1963. Die Wahl hat Kikuyu und Luo weiter radikalisiert. Umfragen sehen Kenyatta und Odinga Kopf an Kopf, aber keinen mit absoluter Mehrheit. Dann wird eine Stichwahl nötig.

Neben dem Präsidenten wählen die Kenianer aufgrund der neuen Verfassung von 2010 auch jeweils einen Parlamentsabgeordneten, einen Senator, einen Gouverneur, einen Distriktabgeordneten und eine Frauenabgeordnete.

Das dauert. Überall im Land gab es gestern kilometerschlange Warteschlangen vor den Wahllokalen. Die Geduld der Menschen wurde auf eine harte Probe gestellt. „Ich stand hier um halb fünf und da waren schon viele Menschen da“, erzählt Jectone Obure, ein arbeitsloser Buchhalter im Armenviertel Githurai am Rande der Hauptstadt Nairobi.

Umsonst mit dem Taxi zum Wahllokal

Obure war schon um drei Uhr nachts wach, und er war nicht der einzige. „Junge Leute mit Pfeifen und Vuvuzelas und anderen Dingen, die Lärm machen, liefen herum, um die Leute zu wecken, damit sie wählen gehen. Ich konnte sowieso nicht schlafen, weil ich nervös bin. Ich bete, dass es nicht zu Gewalt kommt.“

In Odingas Hochburg Kisumu fuhren Motorradtaxis Menschen umsonst zu den Wahllokalen. Busfahrer nahmen keine Passagiere mit, die nicht zeigen konnten, dass sie gewählt hatten.

In Lavington, einem Reichenviertel von Nairobi, warteten die Wähler bei der Sankt-Mary-Schule fast sieben Stunde. Manche verließen ihre Plätze und holten mit dem Auto Kaffee und Kuchen. „Es war gemütlich“, findet Atia Yahya. „Und jetzt hoffen wir, dass es gemütlich bleibt.“

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